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Gedichte über Tanzen - Seite 27


MASKENBALL

Ich laufe in den Saal
Alle Augen gehen auf mich
Im Raum stehen Gestalten
Alle Masken vorm Gesicht
Und jeder observiert seine Sicht
Im Karneval der Selbstdarsteller

Die Gestaltwandler begrüßen mich freundlich
Viele nette Facetten, doch im Inneren teuflisch
Ein läufiger Haufen Schauspieler unter sich
Auf das Lächeln ins Gesicht folgt hinterrücks der Stich

Das Phantom kommt zu mir mit undurchsichtiger Absicht
Leere Worte einer Hülle von unsichtbarer Ansicht
Keine Identität, nur Illusionen im Kabinett an Spiegeln
Jeder spielt eine Rolle für die Geister, die sie riefen

Die Tänzerin im Kleid zieht mich in ihren Bann
Graziös und schlank, ein anmutender Tanz
Die Hüften schwingen, die Augen durchdringen
Ihre Bewegungen sanft, doch die Blicke wie Klingen

Der Maskenhändler reibt sich die Hände
Als Gewinner des Balls steht er vom Schauspiel geblendet
Glitzernde Gewänder werden gegen Seelen getauscht
Denn es profitiert im Rausch, wer Emotionen verkauft

Ich werde auf die Bühne getrieben
Um mich selbst zur Schau zu stellen
Bin zum Schutz dazu gezwungen
Auch meine Maske aufzusetzen
Das Kostüm übernimmt die Kontrolle
Es spricht für mich
Das wahre Ich verstummt versteckt
Es spricht für sich

Jeder spielt dem anderen künstlich was vor
Verspielt verkleidet leiht man Lügen das Ohr
So viele Worte, doch so wenig Aussagen
So viele Gefühle, doch so wenig Herz
So viele Personen, doch so wenig Menschen
Am Ende bleibt nichts, außer Schmerz
Denn die Fassade zerschellt
Sobald die Maskerade fällt
Und ich geh aus dem Gebäude
Alle Augen weit geschlossen

- DEMON 2024
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Und es war Sommer (II)

In der Bar herrschte bereits gute Stimmung, auch, weil ich mich erst eine knappe Stunde nach Beginn der Happy Hour dort einfand. Also war es so 22 Uhr und da ich eh weniger darauf aus war, billigen Fusel in mich zu kippen, und ich damit rechnete, falls du überhaupt aufkreuzt, es wohl auch erst später sein würde, machte ich mir keine Gedanken, irgendwas verpasst zu haben. Ausserdem warst du ja wohl immer noch mit Begleitung hier, womit alles andere als ein netter Abend mit mindestens zwei Unbekannten nicht zu erwarten war. So hielt ich jetzt Ausschau nach einem munteren Pärchen unter diesem angeheiterten Partyvolk, konnte dich erstmal aber nicht entdecken. Auch nicht diesen einen wahren Glückspilz, der dich in diesem mittsommerlichen Mittelmeerambiente an seiner Seite haben durfte.

Dafür bemerkte ich, dass viele der Blicke, die sich auf die relativ kleine Tanzfläche richteten, dort unschwer erkennbar auf eine atemberaubende Tänzerin fokusiert waren. Auch ich konnte meine spontane Aufmerksamkeit nicht von ihr abhalten und folgte instinktiv ihren optischen weiblichen Avancen, welche sie in dieser Bar bei dieser Musik wie keine andere verstand, so pheromonal an den Mann zu senden. Schon sehr spektakulär, wie sie die Klänge und Melodien in Echtzeit in ihre Körpersprache übersetzte. Unweigerlich zog es mich magisch näher in ihre Richtung, um noch mehr in den Genuss ihrer reizvollen Darbietung zu gelangen. Nur missmutig ließen mich die anderen 'Voyeure' zwischen sich hindurch, jeder war aber so gebannt, dass kein Schubser als Aggression missverstanden wurde. Jedem war nur verständlich, wohin es mich drang und warum! Endlich schaffte ich es bis unmittelbar an das Tanzfleckchen, wo mir die Attraktion der Nacht noch immer mit ihrer tänzelnden Rückseite meinen Sehsinn entzückte. Meine Augen versuchten ihren Hüftbewegungen zu folgen, was ihnen jedoch immer nur so zwei Seitamplituden lang gelang. Dann verlor sich ihre Konzentration wieder, abgelenkt durch einen der vielen weiteren Highlights an dieser Naturgewalt. Sei es ihre nackte Schulterpartie mit den Spaghettiträgerchen, die daran anschließende freie Rückenfläche, die ihre Wirbelsäule umsäumte, die unter ihrem tiefen Kleidchenausschnitt verschwand und ihr durch die Luft fliegendes Haar, das teils wild aber doch zur Gesamtbewegung passende Armfuchteln ... ein chaotisch harmonisches Kunstwerk ... und so irre lebendig!

Meine schiere Begeisterung sprengte jede Skala und natürlich wartete ich mehr als ungeduldig darauf, auch endlich das Gesicht dieser 'Frau' zu erblicken. Wann nur würde ihre spontane Choreographie sie halbwegs zu einer 180 Grad Wende führen? Dazu musste wohl erst ihr aktueller 'Animateur' sie aus seinen Fängen entlassen. Diese billige Travolta-Kopie, die ihr zutanzte... Es waren einige stolze Galane an ihr sichtlich interessiert und balzten als wahre Könner im Tanz um ihre Gunst, aber in erster Linie waren das reine stolze Machos, triebgesteuert, die auf ihre Beute lauerten. Und sie war die Beute des Abends in ihren Augen. Aber sie täuschten sich - in Wirklichkeit waren sie ihre Beute. Sie spielte mit ihnen, sie kannte sie genau, wusste, wie sie sie locken und verführen konnte. Und auch, wie sie sie mit klaren und eindeutigen Gesten ihr vom Leib zu halten schaffte. Es sah nicht so aus, als hätte sie wirklich einen Favoriten in dieser Bar bereits gefunden, zu flüchtig war dafür ihre Körpersprache und zu wenig direkt verfolgten ihre Augen irgendeinen der männlichen Kandidaten. Sie machte den Eindruck, als würde sie noch auf den richtigen warten, auf jemand ganz bestimmten, der leider noch immer nicht aufgetaucht war! Bis dahin war sie bereit, sich die Zeit nett mit diesen eitlen Gockeln zu vertreiben.

Und auf den einen da aktuell blickte ich jetzt
neidisch, aber auch bewusst provozierend.
Ich versuchte seinen Blick zu packen und ihn so auf meinen zu lenken ....geschafft! ...jetzt Blick halten! ... nur nicht nachgeben! .. uuh er reagierte wie gewünscht! Gesichtszüge wurden starr, der Blick dunkel ... jetzt nicht einknicken! ... Mit einem langsamen aber unmissverständlichen Augenbrauenheber machte ich ihm klar, wer hier der Sieger im Blickringkampf war! ... mit einem verräterischen Blinzeln und seinem folgenden Blickabwenden war es auch getan ... Irritiert und vielleicht etwas eingeschüchtert, drehte Travolta von ihr ab, womöglich in dem Glauben, ich sei ihr Begleiter. Das bemerkte natürlich auch sie sofort, dass ihr Tanzsparingspartner plötzlich die Lust an ihr verloren zu haben schien und suchte sichtlich empört nach der Ursache danach. Ja und so drehte sie sich ENDLICH auch in meine Richtung um ... und als würde sich das Schicksal schon wieder melden und nahtlos an die Balkonszene von Romeo & Julia anknüpfen, entpuppte sich diese vermeintlich unbekannte Tänzerin als die wahre und eine Julia.

Natürlich warst es du! Und zum zweiten Mal trafen sich unsere Blicke so dicht an dicht! Meine Kinnlade wollte gerade aufklappen, doch so weit, wie es meine Augen bereits getan hatten, konnte sie nicht übertreffen. Auch der frappierende Übergang in deiner Gesichtsmimik war sehenswert! Eben noch von sehr empört mit schmal-gespitzten Augen und ziemlich bedrohlich v-geformten Augenbrauen, einen "was fällt wem auch immer ein... ?" Ausbruch auf deinen Lippen, hin zu einem auf freudig getrimmten Gesamtausdruck mit süffisant angesetzten Grübchen hinter deinen Mundwinkeln:

"Na wenn das nicht mein Romeo ist!"

"Oh Julia, jetzt bin ich ja da!"

Kam das tatsächlich über meine Lippen? Was stellte diese Frau nur mit mir an?

"Jaha, das bist du! Das kostet dich jetzt aber auch was! Los! Auf zur Theke!"

Sagtest du, haktest dich bei mir unter und zogst mich geradewegs Richtung Theke. Hindurch durch das Spalier dieser neidisch dreinblickenden heißblütigen Zorro-Schnoffos, bei denen reihenweise Traumblasen zu zerplatzen schienen, als du mit mir im Arm an ihnen vorbei spaziertest. Was für ein unglaublich triumphierendes Gefühl das in mir auslöste, muss ich nicht so ausführlich beschreiben. Es war unsagbar 'egoshooting'!

Erst jetzt erkannte ich deine sexy Garderobe. Du hattest ein grünes, kurzes, unverschämt erotisches Kleidchen und passende Schuhe angezogen. Dagegen war ich mit meiner Montur aus beigen Stoffsommershorts, sockenlosen Sneakers und hellblauem kurzärmligen Knopfhemd eher langweilig unterwegs. Doch was mir noch viel mehr wundersam auffiel war, dass du tatsächlich alleine hier in dieser Bar zu sein scheintest! Umso schäbiger kam ich mir jetzt wegen meines verspäteten Erscheinens vor....

"Zwei Sex on the beach bitte!"

Gabst du dem Barkeeper zu verstehen und richtetest dann deinen Blick mit einem Ellbogen auf die Theke gestützt auf mich. Genauer, geradewegs Aug in Aug und Nasenspitze an Nasenspitze ...

"Romeo oh Romeo!"
...
"Was zur Hölle ... !"

© meteor 2024
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