Gedichte Über Sterben (Seite 44)

tage der raben

da war ein schwarzer rabe.
die sonne fiel in die nacht.
er krächzte um hungergabe,
die du ihm stets gebracht.

weil dir ein grosses unheil geschah,
war dann der rabe lange nicht da.

nur einmal sah ich ihn wieder,
mit wild zerzaustem gefieder.
er rief nach dir wie immer.
doch du, mein lieb, kamst nimmer.

Copyright © Marmotier 2022

Ewigkeiten

Kannst du mich halten
wenn ein Sturm aufzieht
und meine Kraft nun wirklich
dem Ende entgegen geht?
Kannst du mich fangen
wenn ich in die Tiefe falle
und für immer gehe
so wie wir alle?
Wirst du da sein
in meinen letzten Stunden
und leckst du dann mit mir
meine alten Wunden?
Wirst du mich
bis zum letzten Schritt begleiten
und mich gehen lassen
in die Ewigkeiten?
Wirst du das Leben
bis dahin mit mir bestreiten?

Auf Später verschoben

Ich habe einen Freund getroffen,
hab ihn sehr lange nicht gesehen,
dass ich ihn zufällig traf,
fand ich wirklich schön.

Wir sollten uns mal wieder treffen.
Doch bitte nicht gerade heut.
Heute passt es gar nicht gut.
Heut hab ich keine Zeit

Seit Dem ging sehr viel Zeit ins Land.
Zeit, die ich nicht mit ihm verbracht,
aber hin und wieder,
habe ich an ihn gedacht.

Doch heut zog ich meinen Anzug an,
den schönsten, den ich hab,
heut habe ich mir Zeit genommen,
warf eine Blume in sein Grab.

Bald schon werd ich wieder kommen
und hoff, dass es dich freut,
nur diesen Monat schaff ich's nicht,
da hab ich keine Zeit.

© Michael Jörchel

Nur gestorben und niemals Tod

Du bist gegangen,
ohne ein Wort,
jetzt bist du,
an einem anderen Ort.

Ich vermisse dich,
kann dich nicht mehr sehen,
es ist so schwer,
dieses zu Vertehen.

Ich schaue zum Himmel,
zu den Sternen rauf,
denn ich weiß,
du passt auf mich auf.

Mein Herz bleibt offen,
dort brennt ein Licht,
ich pass darauf auf,
es leuchtet für dich.

Ich weiß für mich,
wir werden uns Wiedersehen,
ich lasse los,
du darfst jetzt gehen.

Juli 2022 Sabine Volkmar

Tät' man uns heute Nacht die Augen zu

Tät' man uns heute Nacht die Augen zu,
Ob tief' und weltenloser Sehnsucht,
Wie Weltdurchsegelnde die Windesruh'
Ankern lässt in Gottes Bucht:

So trank doch Sinn um Sinn vom Erdenkrug,
Hing mit den Lippen köstlich an der Frucht,
Und gleich den Fähren aller Fahrt genug,
Wir ankerten in Gottes Bucht.

Gedichte Über Sterben - Seite 44

tage der raben

Ewigkeiten

Auf Später verschoben

Nur gestorben und niemals Tod

Tät' man uns heute Nacht die Augen zu