Birgt rettungbringend uns der Hort,
die Stätte, die uns heilt und wärmt,
verkündigt man uns hier das Wort,
das uns erlöst, wenn wir verhärmt
uns schlaflos sorgen Nacht um Nacht
und ruh'los forschen Tag um Tag,
ob eines fernen Gottes Macht
noch einmal Leben schenken mag.
Beim Glockenklange atmen alle leise
und horchen fragend in die Nacht hinaus:
Bringt nun das Christkind auf geheime Weise
uns allen Heilung hier im Haus?
Die Ärzte ebnen ihm den Weg mit sichrer Hand,
bewehrt mit Strahlen und mit blankem Stahl.
Bewachend Fieber, Wunden und Verband
verbringen Schwestern Stunden ohne Zahl,
und aller Wunderglaube wird getragen
vom Zauberhauch, verströmt vom Christuskind,
und viele Herzen öffnen sich an diesen Tagen,
die letztlich doch wie alle andern sind.
Denn Heilig-Abend auch geschieht es, dass man scheidet
in tiefem Schmerz, gequält von tausend Fragen,
wenn ein geliebter Mensch den Tod erleidet
und wir in banger Trauer weinend ihn beklagen,
getroffen von des Schicksals schroffem Hieb.
Nicht Arzt, nicht Pfleger dürfen zweifelnd wanken,
gilt's doch, zu heilen und zu pflegen, was uns blieb,
und für Verbliebenes zu beten und zu danken
dem Schöpfergott, der ihnen Trost wird geben,
den edlen Eifer und die Opfer lohnt
durch neu erwachend junges Leben,
das in noch heilgebliebnem Schoße wohnt.
So ist's ein Nehmen und ein Geben,
gelebtes gegen neues Leben.
Günter Uebel, 1967