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Gedichte Über Seele - Seite 37


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01:27

Wie soll man der Welt zeigen wie es in einem drinnen aussieht, wenn man doch nicht die Geräusche des eigenen Herzens niederschreiben kann?
Ich versuche es, doch versage kläglich. Nur wer auch ein Herz hat kann verstehen wie es ist, es in der eigenen Brust stetig schlagen zu fühlen. Wie es die Hände zum zittern bringt und das Gesicht vor Aufregung rot anlaufen lässt. Wie es in deinem Kopf immer und immer wieder schlägt, immer lauter während die Wände um dich herum immer näher kommen zu scheinen.
Wie soll ich der Welt erklären wie groß der Schmerz doch ist in einem Hause ohne Zuhause zu sitzen, auf eine beschriebene Seite ohne Worte zu blicken und kleine schwarze Tasten in einer bestimmten Reihenfolge zu tippen, rhythmisch zum Takt meines Herzens und nur lesbar für jene, welche es im Takte ihres eigenen Herzens zu lesen wissen.
Und selbst jene Menschen werden nicht das Geräusch hören, dass ich höre.
Es ist nicht nur ein Schlagen, es sind Stimmen. Abertausende von Stimmen die in Gefühlen und Bildern sprechen, in Sprachen welche kein Mensch je zuvor gehört hat. Sie wollen reden, wollen kommunizieren, doch niemand wird sie jemals verstehen.
Die Wände kommen näher, immer näher. Meine Finger schmerzen vom Tippen, der Laptop auf meinen Waden fühlt sich heiß an, mein Herz schlägt weiter. Immer weiter, immer schneller.
Die Stimmen rufen, schreien. Sie möchten hinaus, möchten nicht länger eingesperrt sein aber ich schaffe es nicht. Ich kann sie nicht befreien.
Mein Herz droht zu platzen. Die Stimmen schlagen gegen die Wände der Herzkammern.
Würden die Wände mich zerdrücken oder würden die Stimmen mein Herz so schnell schlagen lassen bis es keine Energie mehr hat und aufgibt?
Ich möchte schreien, schreien wie die Stimmen in meinem Herzen. Und einschlagen auf die Wände um mich herum.
Ob mein Herz sich wohl auch um die Stimmen verengt?
Ich rutsche in meinem Bett weiter nach hinten, suche nach Halt, ziehe die Beine an den Körper heran. Die Wand in meinem Rücken ist kalt und rau. Es schmerzt. Ich schreie.

Blutflecken schmücken die Wand in meinem Rücken. Sie ist kalt und rau.
Ob das Universum versteht weshalb ich schreie?

Ich öffne das Fenster. Kalte Nachtluft schlägt mir ins Gesicht. Sie riecht rostig. Nach Blut. Die Sterne funkeln als wollten sie mir etwas in Morsecode mitteilen. Ich verstehe sie nicht. Es ist still. Dann, auf einmal ein dumpfer Schlag. Zerberstendes Glas. Mein Nachbar schreit.
Es ist nach Mitternacht. Lichter gehen in den Häusern um uns herum an. Menschen um uns herum schreien zurück. Unverständlich. Laut.

Mein Herz schlägt. Die Stimmen in ihm schreien. Mein Nachbar schreit. Menschen schreien. Die Sterne funkeln.

Ich schließe das Fenster wieder und tippe auf die Tasten meines viel zu heiß gewordenen Laptops. Eine unverstehliche Sprache. Eine Warnung poppt auf dem Screen auf. Ich ignoriere sie und schließe das Fenster. Meine Finger schmerzen, meine Knöchel sind blutverschmiert.

Wie soll man der Welt zeigen wie es in einem drinnen aussieht, wenn man doch nicht die Geräusche des eigenen Herzens niederschreiben kann?

Bumm-bumm. Bumm-bumm. Bumm-bumm.

Die Sterne funkeln. Der Himmel wird immer dunkler. Die Sterne funkeln.

Ich weiß nicht wie ich meinem Vermieter die Blutflecken auf der Wand erklären soll.
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Du verstehst mich nicht.

Sei still, meine liebe Zunge,
denn du weißt, dass sie die Sprache,
welche du sprichst, nicht verstehen können.

Sie hören nicht die lieblichen Klänge, welche du von dir gibst,
wenn du vergeblich versuchst die Worte, im Inneren deines Kopfes,
mit ihnen zu teilen.

Sei still, meine liebe Zunge,
oder sie werden dich mir herausreißen.

Hört auf zu sehen, meine lieben Augen,
denn ihr wisst, dass sie für das blind sind,
was ihr in der Welt sehen könnt.

Sie laufen durch die Dunkelheit, die Augen geschlossen,
können nicht sehen, was ihr der Seele zeigt,
damit diese sich selbst den Weg zu erleuchten vermag.

Hört auf zu sehen, meine lieben Augen,
oder sie werden mir das Augenlicht nehmen.

Bleibt stehen, meine lieben Beine,
denn ihr wisst, dass sie verboten haben diese Wege zu beschreiten,
da sie nicht verstehen können, wohin sie führen.

Sie haben nicht das Vertrauen in euch, dass ihr sie dorthin tragen werdet,
sie verstehen nicht, dass man Wege nicht kennen muss,
um sie zu laufen.

Bleibt stehen, meine lieben Beine,
oder sie werden uns die Knochen brechen.

Greift nicht nach ihnen, meine lieben Hände,
denn sie wissen nicht, wie es ist, einander zu halten,
da vor ihren eigenen Fingern sie sich scheuen.

Sie fürchten sich vor der Nähe, kennen keine lieblichen Berührungen,
denn sie selbst geben nicht, sie nehmen nur,
weshalb sollte jemand anders es ihnen nicht gleich tun?

Greift nicht nach ihnen, meine lieben Hände,
denn sie werden euch fesseln.

Sehne dich nicht nach ihnen, meine liebe Seele,
denn sie glauben nicht an deine Existenz, unter ihnen würdest du leiden.
Es ist besser alleine zu sein.

Und wenn sie wüssten dass es dich gäbe, so würden sie sich vor dir fürchten,
denn du sprichst eine Sprache die niemand anders spricht, du siehst Dinge die niemand anders sieht,
du gehst die Wege vor denen es ihnen graut und sehnst dich nach Zärtlichkeiten.

Sehne dich nicht nach ihnen, meine liebe Seele,
denn sie würden dich mir nehmen.

Hör auf zu schreien, meine liebe Zunge!
Hört auf alles zu sehen, meine lieben Augen!
Hört auf zu rennen, meine lieben Beine!
Hört auf sie zu zerquetschen, meine lieben Hände!
Höre auf zu suchen, meine liebe Seele!

Hör auf! Hör auf! Hör auf!

Ich verstehe dich nicht.
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