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Gedichte über Schwäche - Seite 15


Aber auch nichts

In deinen kalten Schatten
schlug mein Herz schwarz
Über uns Vergängliches
aus dem wir atmeten -
war ich geboren schon
Nun, wie in die Brust gedolcht
lernte ich sterben -
schonungslos

Zu Boden gedrückt -
die Zirpen verstummt,
das Rosenwasser süsssauer
Mit den Lebenslügen vereint
schlief ich verletzt regungslos
unter deinem Wortgewicht

Als die lange Nacht so hereinbrach -
wie Schmetterlingsflügelbrüche,
die Uhren standen still,
der Sommer und die Sommerfreude,
so forderte Schuld ihren Tribut
Ein früh zerbrochener Geist
sehnt sich nach der Flasche zurück,
so dachte ich noch

Unter täglichem Sonnenlicht
- nichts blendete mehr
reifte auch keine Ernte mehr,
kein Ende
Zerfallende Gesichter meiner Träume -
außer erschütternden Ereignissen
blieb nichts,
außer dem Beigeschmack quälerischer Schuld,
die sich in ungewohnter Klarheit
Gedanken stetig durchbohrte

Nennt es Gottesfurcht,
nennt es Gottesfinsternis,
nennt es Klage oder Versagen!

Im Duft der Erinnerung verströmt alles -
das quälerische Schuldgefühl eines Kindes,
die sehnsuchtsvollen Wehen von Frucht,
das gebährende Gen aus dem Einheitgedrängten,
das Verstossene aus Licht und Harmonie,
das Gefühl aus Heim und Geborgenheit -
ins totalitäre Nichts

Wundsam achso verletzt,
wenn ich jetzt den Klängen der Natur
vergebend lausche
Es führt doch kein Weg zurück,
weder der verlockend bittersüße Duft
von Vergänglichkeit,
noch der ernstgemeinte Wunsch
in ein nachsichtiges Ende zu führen,
nichts kann mich versöhnen.

Nichts



© Marcel Strömer
[Magdeburg, den 09.06.2020]
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Ich bin des letzten Kriegers Wache

Ein Vöglein hoch am Himmel schwebt,
den Tag voll Lieb' und Freud' erlebt.
Es zwitschert heut' ein frohes Lied,
den Jäger dort im Wald nicht sieht.

Der Jäger packt die Büchse aus,
schieß' ich den ab, dann gibt's Applaus.
Ein Vogel ist mir Einerlei,
dem baller' ich den Kopf entzwei'.

Es knallt, das Schrot es böse kracht,
der Jäger feixt, die Büchse lacht.
Das Vöglein fällt ganz leis' herab,
fast wie im Herbst das farblos' Blatt.

Verstummt das Trällern und Gesang,
die Stille folgt, mir wird ganz bang.
Ich angstvoll nach dem Vöglein such',
im Herz den Jäger bös' verfluch'.

Dort drüben zwischen Wald und Hain,
dort liegt das Vöglein ganz allein.
Ich nehm es sanft in meine Hände,
bin Hoffnung's Schimmer, nicht das Ende.

Schließ' meine Augen und verberge,
die Angst davor, dass es nicht sterbe.
Der Tropfen meiner Seele Trauer,
er rinnt hinab wie Regen's Schauer.

Des Vöglein's Kleid es zart bewegt,
es flattert schwach, es scheint belebt.
Dann hebt das Vöglein seinen Schopf,
und flattert hoch auf meinen Kopf.

Ein Lied es singt, allein für mich,
denn ich bin hier, lass nichts im Stich.
Wir Freunde sind von dieser Stund',
das Vöglein singt, macht Freude kund.

Verkünd' es laut, es wird versprochen,
und hab des Jägers Büx zerbrochen.
Danach tret ich dem Jägersmanne,
ins zart Gemächt, mit voller Kanne.

Der Frieden wieder Einzug hält,
Musik erklingt, des Glückes Welt.
Nie mehr ein Jäger ward gesehen,
und falls mal doch, ich werd' hier stehn.

Egal, was kommt mit viel Geschrei,
muss erst einmal an mir vorbei.
Lass los die Angst, ich bin bei Dir,
halt stets Dich fest, Dich nie verlier.

Ich bin des letzten Kriegers Wache,
dies ist mein Ziel, ist meine Sache.
Stets Sorge tragend, fest im Stand,
des Schwachens Hilfe starke Hand.
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