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Gedichte zur Schule - Seite 12


Traumberuf

Es war leicht, mich in den Beruf zu locken,
denn ich gehör’ zu den faulen Socken.
Es hat durchaus einen tieferen Sinn,
dass ich Lehrerin geworden bin.
Das wichtigste meiner Berufswahlkriterien
waren die langen und häufigen Ferien.
Zwar wären mir ein paar mehr Wochen recht,
doch für den Anfang sind zwölf nicht so schlecht.
(Nun ja, die Geringzahl der beweglichen Ferientage
ist ohne Frage eine Plage.)
Bisher nicht zu verachten war
das regelmäßige Sabbatjahr.
Vormittags Recht und Nachmittags frei,
das war mir auch nicht einerlei.
Nur damit hier keine Zweifel aufkommen:
Auch Herausforderungen habe ich angenommen,
doch bei der Belastung sind stets und ständig
und stündlich ausgiebige Pausen notwendig.
Nach innerer Einkehr und Meditation
schafft man die nächste Stunde schon.
Doch überleg’ ich, bevor ich in Arbeit mich stürze,
ob ich die eine oder andere Leistung nicht kürze.
Nach Schulschluss zu bleiben, ist nur Getue.
Nirgends sonst hat man ab zwölf so viel Ruhe,
weil alle, die hier morgens gefangen sind,
mit dem Gong schon nach Hause gegangen sind.
Dort absolvieren sie alle brav
der gerechten Lehrkraft Mittagsschlaf.


Um hohe Temperaturen mach ich kein Geschrei,
denn dann gibt es ab zehn Uhr schon Hitzefrei,
weshalb ich bei Wärme aufs Thermometer aufpasse.
Da jagt man doch keine Lehrkraft zur Klasse.

Über Privilegien pflege ich zu schweigen,
weil Missgünstige manchmal zu Missgunst neigen.
Ich muss den Ruf meines Berufes nicht schädigen,
wo doch and're das für mich erledigen.
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Ex- und Implosion

Um Materie auf engstem Raum zusammenzuhalten,
muss ein entsprechend hoher Außendruck walten.
Die Gefäßwand halte man besser geschlossen,
sonst kommt die Materie heausgeschossen.

Für dieses Phänomen kenn‘ ich zu meiner Freude
ein Beispiel: Kinder in einem Schulgebäude.
Solang' alle Türen geschlossen sind,
passt auf das Volumen sehr viel Kind.

Doch wehe! Öffnen sich beim Pausengong die Türen,
wird das zu explosiver Ausdehnung führen.
Die letzten entströmen fast noch vor den ersten,
als würde eine Tüte Konfetti bersten.

Ist die Masse erstmal in den Hof explodiert,
fragt sich, wie man sie wieder komprimiert.
Soll sie in die nächste Lektion eintauchen,
ist sie nach der Pause räumlich zu stauchen.

Stets aufs Neue versetzt sie mich in Erstaunen,
die Natur, denn eine ihrer seltsamen Launen
lebt sie Tag für Tag auf dem Schulhof aus:
Beim Gong strömt die Masse von selbst ins Haus.

Es scheint, ein akustisches Signal
ist der Materie nicht egal.
Sie komprimiert sich im Galopp und ruckzuck
ganz ohne Einwirkung von äußerem Druck.

So wie Kinder eilfertig ins Schulhaus wetzen,
widersprechen sie physikalischen Gesetzen.
Am Werk ist Massenanziehungskraft,
die solch sonderbares Verhalten schafft.

Nur das eine oder andere Teilchen
braucht ein etwas längeres Weilchen.
Diesem mache man dann Beine,
denn es läuft nicht von alleine.

Kinder oberhalb der kritischen Zahl
sind als Masse phänomenal.
Es handelt sich um Materie die ungeniert
nicht nur ex-, sondern auch implodiert.
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