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Gedichte zur Schule - Seite 15


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Die Führerscheinprüfung

Ich bin so froh, doch auch nervös
Denn heut wird es endlich sein
Aufgestanden, Zähne geputzt
Danach mach ich mich ganz fein
Bin noch nervös, darum ganz schnell
Trink ich eine ganze Flasche Wein
Ich bin bereit, schnell aus dem Haus
Denn heut mach ich den Führerschein

Schwankend wie auch aus der Puste
Komme ich zum Parkplatz angewetzt
Voll Euphorie und auch Elan
Gleich auf den Beifahrersitz gesetzt
Alle Lachen, wie auch ich
Doch weiß ich nicht, warum denn jetzt
Rückwärtsparken, Reifenplatzer
Wer hat den Randstein so nah gesetzt?

Reifen getauscht, gleich losgefahrn
Den Prüfer ließ ich im Regen stehen
Ich brauch ihn noch, ich fahr rückwärts
Die Pfütze habe ich glatt übersehen
Komplett durchnässt stieg er dann ein
Der Gestank war nicht sehr angenehm
Ich sage es ihm auch sogleich
Es sagte nur, die Prüfung soll losgehn

Gleich voll aufs Gas, der Lehrer spricht
„Geh runter von der blöden Kupplung“
Auto springt hoch auf den Gehsteig
Die Oma macht´nen schönen Hechtsprung

Auf der Straße, nun geht es los
Wir bleiben vor der roten Ampel stehen
Handy zur Hand, Fotos gemacht
Dann wurde die Ampel auch mal wieder grün
Von Kupplung runter, der Motor stirbt
Das Auto blieb deshalb weiter stehn
Ich lenke gleich den Prüfer ab
„Ist die Farbe dort nicht wunderschön“

Motor wieder neu gestartet
Zur Täuschung machte ich Brumm, brumm, brumm
„Fahr jetzt nach links, die Zweite rechts“
Dirigierte mich der Fahrehrer herum
Ich wusste, was das Ziel sein soll
Denn ich bin ja überhaupt nicht dumm
Durch die Einbahn, als Abkürzung
Vor der Baustelle standen wir dann nun

Der Lehrer wollte nicht hier her
Was mich doch ziemlich irritiert
Drehung um hundertachtzig Grad
Dass hat jeden hier sehr imponiert
Es hat gekracht, nur ein bisschen
Die Delle wird irgendwann repariert
Zur Autobahn und das ganz schnell
Sagt der Lehrer ein wenig echauffiert

Auf der Autobahn, mit Vollgas
Bretter ich mit Zweihundert entlang
Der Motor heult, der Lehrer sagt
„Schallte mal hoch in den dritten Gang“
Der Prüfer blass, geht’s ihm nicht gut?
Ich habe um ihn Angst und Bang
Ich nehme ein Plastiksack ganz schnell
Und schrei zum Prüfer. „Hier jetzt, Fang“

Die Fürsorge hat ihn wirklich
Sehr stark und reichlich imponiert
Weil er sich so viele Sachen
auf sein Notizblock drauf notiert
Zum Eindruck machen lenke
ich das Auto nur noch mit einer Hand
Der Lehrer schwieg, der Prüfer schwieg
Weil keiner vor Lob, mehr Worte fand
Radio an, volle Stärke
Fahren wir hinaus auf das weite Land
Links vorbei, rechts vorbei
War da nicht mal ein Spiegel am Autorand?

Ein Dorf erreicht, mit viel Gefühl
Fahr mit hundert durch die 30er Zone
Beruhige alle gleich sofort
„Das machen alle, seitdem ich hier wohne“
Schüler springt, da sagt jetzt keiner
Dass Turnunterricht sich niemals lohne
Noch höre ich von keinem Lob
Wie sehr ich doch den Blinker schone

Die Ampel blinkt hecktisch grün
Ich sage gelassen, die erreich ich noch
Aufs Gaspedal fest gedrückt
Mit über zweihundert geht das doch
Was ist denn das da vorne?
Ha, man das ist mal ein großes Schlagloch
Ich treffe es ganz zielgenau
Und wir schießen dann ein Stückchen hoch

Ich finde es ganz schön fein
So mache ich doch gleich den Pilotenschein
Wir landen dann nah am Rain
Für den Bootschein wird das noch zu wenig sein

Ich schoss gleich an der Rettung vorbei
Schneide zeitgleich auch noch die Polizei
Sie geben auch ihr Blaulicht frei
Mir war das Lichtspiel recht einerlei

Der Prüfer wirkte noch immer bleich
Er wirkt schon sehr wie`ne tote Leich
Darum fahre ich zum Parkplatz gleich
Da übergibt er sich dann ganz inhaltsreich

Der Prüfer kehrte wieder ein
"Hab ich ihn?" frag´ ich ganz rein
Oder steigen sie lieber nochmals ein
Da erhielt ich meinen Führerschein.
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Wer will heute noch Lehrkraft werden?

Wer will heute noch Lehrkraft werden?

In meinen frühen Lebenszeiten
Wollte fast jeder Lehrer werden:
Die Jugend sollte man vorbereiten
Auf ein gutes Leben ohne Beschwerden.

Man wollte keine Prügelschule mehr,
Sondern die Jugend umfassend fördern.
Gerade Idealisten beachteten sehr,
Dass man mit der Jugend ging ins Erörtern.

Die Schule war damals ein guter Ort,
Man war gesellschaftlich bildungsbeflissen
Und es galt noch des Lehrers Erzieherwort,
Niemand wollte deshalb die Schule missen.

Dann kamen Filme, die nahmen auf die Schippe,
Was alles an Verknöchertem leider vorhanden:
Schülerschauspieler riskierten eine freche Lippe –
So kam langsam das Ehrende abhanden.

Heute hat man Bildung dem Zufall überlassen
Manche feilschen um Lehrpläne wie im Basar,
Haben sich angewöhnt, alles kritisch zu fassen,
Was früher selbstverständlich und üblich war.

Nicht wenige Lehrer mussten daher erleben,
Dass ihre Arbeit beständig hinterfragt,
Müssen dokumentieren, Rechenschaft abzulegen,
Anwesend sein, wenn wieder irgendwo getagt.

Dann hat man Systeme auseinander genommen,
Die eigentlich bisher recht erfolgreich waren,
Ist heute gar auf eine Systemberatung gekommen
Und will mit Lehrkräften ratgebend verfahren.

Lehrkräfte kommen so nicht mehr zur Profession,
Können kaum noch anständig unterrichten,
Denn so viele reden mit, verschärfen den Ton –
Und immer ist irgendwo etwas zu schlichten.

Außerdem kommen ständig neue Pläne heraus,
Oft erstellt von Personen ohne Schulerfahrung.
So ist die Schule heute ein unfreies Haus,
In dem man kaum nährt sich mit Welterfahrung.

Wer will da heute noch Lehrkraft werden,
Mit seinem Beruf der Jugend dienen,
Wenn er ungeschützt und sehr allein
Konträre Interessen muss bedienen?

Was, wenn in unserem Erfinderland
Bildungsressourcen weiterhin schwinden?
Ist dann die künftige Jugend imstand,
Innovativ sich in die Zukunft einzufinden?

Unsere Schulen brauchen Ruhe, Gelassenheit
Mit Bürgern, welche Bildungsarbeit wieder schätzen.
Selbst Disziplinierung gehört zur Arbeitsganzheit,
Man darf darüber nicht den Berufsstand verhetzen.


©Hans Hartmut Karg
2023

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