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Gedichte über Schönheit - Seite 24


Herbstanfang

Als ich heut aufgestanden bin, war's irgendwie so still.
Die kühle Morgenluft mich rau umfing, so wie's zuletzt gescheh'n war im April.
Kein einzig Bienchen war zu hören, das vor kurzem noch gesummt,
sogar des Sommers unbeschwerte Sänger sind verstummt.
In Scharen ziehen all die munt'ren Vögel fort.
Schon naht der Herbstwind mit Gebraus und spricht sein grimmig Wort.

Gar stürmisch fegt er über Feld und Flur,
was treibt er denn für wilde Spiele nur?
Zerzaust mein Haar und peitscht den See,
knickt um den Halm, fährt durch den Klee,
er treibt die dunklen Wolken vor sich her,
und doch ... ich liebe auch den Herbst so sehr!

Als ob es nichts vom Winter wüsste, feiert sich das Leben selbst ein letztes Mal,
bevor die Erde farblos wird in langer Kälte und das Sonnenlicht ganz fahl.

Im Herbst erscheint die Welt so farbenfroh und bunt,
so schaurig schön im Nebelmeer der Wiesengrund.
Als wären sie von Feenhand gesponnen, glitzern tausend Tropfen an den Spinnennetzen, fein
und obendrein die süßen Früchte, die Verlockung sind in ihrem roten Schein.
Es reicht so weit der ferne Blick, die Luft ist frisch und klar.
Wie wunderschön ist die Natur doch übers ganze Jahr!

Die Schönheit aber schwingt an einem Herbsttag sich einmal noch hinauf zum Höhepunkt,
wenn sie mit ihrem ganzen Reichtum im hellsten Glanze prunkt.

Was für Farben! ... Welch ein Licht!
... wenn ein Sonnenstrahl die graue Wolkenwand durchbricht.
Fast scheint die Welt in pures Gold getaucht!
Im Herbst, da schenkt ein einz'ges Blatt im Überfluss, was das Malerherze braucht,
so dass in seinem Innren bald traumverloren die Gefühle ringen,
denn Poesie, sie lebt in allen Dingen.
Sie kommt zu Wort in Bildern und Musik
und wer sie spürt in sich, der hat erhascht ein Stück
von des Daseins Glück.
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