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Gedichte über Schmerz - Seite 399


die bessere Hälfte

Seit wir zusammen sind geht es mir nicht mehr gut
Seit wir zusammen sind weine ich viel und fühle mich allein

Du hast mir bisher nie deine volle Aufmerksamkeit geschenkt,
nur in Momenten auf dem Absprung

Immer nur ein halbes Herz.
Ein halbes Interesse, ein halber Blick, eine halbe Berührung, halbe Mühe, halbes Geschenk wenn überhaupt.
Halbe Lust, halber Kuss, halber Sex, halber Start noch halbes Ende
Halb weggefahren dann nur halb wiedergekommen
Jedes mal eins mehr weghalbiert
Halbvolle Versprechen bieten halber Leere den Tisch
Halbe Lehre hab ich gelernt, da fehlt noch was
Wenn es immer halbiert gehts gegen Null und doch wird sie immer fehlen die eine Lektion
Das nennt man Leben

Ich schaff es immer nur halb zu gehen,
Dich halb zu hassen, vermisse so ganz deine halben Küsse.
Unsere ganzen Tage voller halber Liebe scheint mir gerade mehr
als diese zwei Hälften Schmerz.
Von mir. Dazu noch die Hälfte, die du nicht fühlst.
Drei halbe Schmerz.
Am Mittwoch dann ein halbes Wiedersehen.
Mir tut alles ganz und gar weh. Seele, Körper und Geist

Dir geht es neutral. Das heißt halb gut
Mir geht es minus die Hälfte von neutral
Ich hab so voll und ganz gegeben.
Alles . Das ganze volle Herz. Das volle Interesse. Den vollen Kuss
Den vollen Schmerz.
Meine ganze volle Genialität.
Meine Wertschätzung.
Von dir nur Abwärtschatzung
Abwertung
Ich habe in deiner Welt keinen Wert
War nie mehr als null komma fünf
Meist eher kleiner gleich null
Nie null
Aber geht gegen null
Erst wenn
Alles sympathische tot ist
Bist du meine Asymptote
Alles wird gegen null gehen

Dann bin ich wieder eins
Aber jetzt
Ganz und gar gebrochenes Herz
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Spätzünder

Ich bin ein Spätzünder,
war schon immer so
und wurde immer ungeschickter.
Habe mich sehr spät für Make-up interessiert,
habe die Kunst des Flirtens
bis heute nicht kapiert.

Waren immer als Trio unterwegs,
war immer diejenige, die nichts versteht.
Wurden "die drei von der Tankstelle" genannt
und somit aus dem Klassen Klima verbannt.

Jahre später, wir wurden älter,
die Stimmung angespannt,
von mal zu mal kälter.
Hatten verschiedene Interessen,
konnte mich mit euch nicht mehr messen.

Ihr habt nach Aufmerksamkeit gelechzt,
habt mich mit eurem hängen lassen
sehr verletzt.
Ich habe mich nicht dafür interessiert,
habe es auch nicht ein einziges Mal probiert.

Unsere Klasse war sehr asozial,
euer Verhalten war extrem kindisch
und hat genervt und das total.
Habe mal wieder zu den "Opfern" gehört,
habe mich nicht weiter daran gestört.

Dann kamen die Tage,
da durfte ich mir immer eure
blöden Sprüche anhören,
ausgerechnet von euch verwöhnten,
aufgeblasenen Gören.
Wurdet schon mit zwölf entjungfert,
wart sogar stolz drauf, oh mein Gott!

Tussis, Bitches und Möchtegerne,
ich hingegen beobachtete
den Himmel und seine Sterne.
Diese Zeit hat mich am meisten geprägt,
diese Zeit war nicht lustig, sondern schräg.

Sogar unser Lehrer hat mich vorgeführt,
hat mich zum Klassenclown gekürt.
Die Jungs fanden mich nicht gerade ansehnlich,
natürlich! Mich wundert's nicht.

Klar, ich war nicht gerade attraktiv,
ich war zu dieser Zeit nicht
einmal verliebt, auch nicht beliebt,
habe viele Dinge versiebt.

Habt euch auf meine Kosten amüsiert,
euch andauernd aufgestylt und euch frisiert.
Ich habe mal wieder gar nichts kapiert,
habe mich sehr oft vor euch blamiert.

Wurde oft schikaniert,
habe mir meine "gute Laune" antrainiert,
mein Lächeln wirkte immer aufgesetzt,
habe nie bei Vertrauenslehrern gepetzt.

Wurde sehr oft ausgeschlossen
und war schon in zwei von euch verschossen,
davon will ich gar nicht erst anfangen,
ich spürte überhaupt nicht
das Gefühl von Verlangen.

Mein Aussehen war nie gut genug,
war nie aufdringlich oder verrucht.
Habe mich immer im Hintergrund versteckt,
mein Leben war noch nie auch
nur ansatzweise perfekt.

Habe euren blöden Sprüchen geglaubt,
habt mir mein Selbstwertgefühl geraubt,
mein Selbstvertrauen war ebenfalls hinüber,
mit meinem Selbstbewusstsein
war's ebenfalls vorüber.

Hatte nie Geld, um mir
coole Klamotten zu kaufen,
musste mit der abgetragenen Kleidung
meiner Geschwister herumlaufen.
Wollte nebenbei nicht arbeiten gehen,
hatte Angst davor, dass meine
guten Noten flöten gehen.

Gut waren sie dann nicht immer,
habe viel Zeit verbracht in meinem Zimmer.
Irgendwann, war mir dann alles egal,
wollte nur die Schule bestehen
und mit erhobenen Hauptes von dannen gehen.

Das lief leider nicht wie geplant ab,
sogar an unserem Abschluss
lief nicht alles glatt.
Schon wieder ein Spruch über mein Aussehen,
ich sagte auf verletzte Art
und Weise auf Wiedersehen!

Auf Wiedersehen? Niemals!
Ich werde bestimmt nicht auf ein Klassentreffen gehen!
Ich möchte und werde mich
nicht mit euch verstehen,
euch wird das lachen auch noch
irgendwann vergehen.

Seht mich an, ich jammere andauernd herum
und lasse niemanden an mich heran.
Ich bin sehr nachtragend,
blicke nicht oft in den Spiegel,
mein Blick ist immer fragend.

Wer bin ich?
Ich habe keine Ahnung.
Habe ein richtiges Identitätsproblem,
ich kann mich selbst manchmal
nicht verstehen.

Irgendwann, hören diese Schmerzen auf,
da verlasse ich mich drauf.
Es fällt mir sehr schwer,
diese Zeit zu vergessen,
werde mir Mühe geben und vielleicht
kann ich mich eines Tages rächen.

© Lily .N. Hope
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Ballade eines GKV-Versicherten

Ballade eines GKV-Versicherten

Ich attestiere mir verbindlich:
Das linke Aug ist schmerzempfindlich.
Weil noch dazu viel Tränen fließen,
soll mich ein Augenarzt begrüßen.

Hierzu muss mich zunächst begleiten,
das Telefon und „Gelbe Seiten“.
Aus patriotischer Erwägung
such ich den Arzt aus der Umgebung.

Der erste Anruf konsterniert:
„Dr. Schmitt ist pensioniert“!
Noch ohne Zorn und ohne Kummer
wähle ich die nächste Nummer.

„Hier Praxis Dr. Thomas Wenten:
Wir nehmen nur Privatpatienten!“
Da ich jedoch „gesetzlich“ bin,
werf ich den Hörer wieder hin.

Noch bin ich voller Zuversicht,
denn resignieren kenn ich nicht.
Ich setze die Recherche fort,
und wühl mich durch den nächsten Ort.

„Hier Praxis Dr. Karlheinz Zey –
im nächsten Jahr wär etwas frei“.
Die Wartezeit bei Dr. Sänger
ist – weil „gesetzlich“ noch viel länger!

Das Telefon steht unter Dampf
bei meinem Hilferufe-Kampf!
Ich bete zu Sankt Bonifatius,
und erweitere den Radius.

Doch wo ich anruf, gleich wird klar:
Ich komm erst dran in einem Jahr!
Inzwischen steigt in mir die Wut.
Das andere Aug füllt sich mit Blut.

Die Praxis Dr. Frank von Ritten
liest mir deutlich die Leviten:
„Wir haben, denn wir möchten leben,
die Zulassung zurückgegeben.


Somit gibt`s keinen Zoff mit Kassen,
und es bleiben fort die Massen.
Dazu wird leise noch gekichert,
weil ich ja „GKV-versichert!“

Da geschieht ein großes Wunder,
verdutzt fällt fast der Hörer runter:
„Wir befreien Ihre Qualen - - -
wenn Sie die Rechnung selber zahlen!“

Schon in drei Tagen könnt ich kommen. - - -
So hilft der liebe Gott dem Frommen.
Nach endlos langer Sucherei,
fühl ich mich fast erlöst und frei.

Die Augen sind von übervollen
Bakterienstämmen zugeschwollen.
Deshalb leg ich mich schonend hin
und freu mich auf den Arzttermin.

Doch wie der Teufel will: Ich fall
kurz drauf in ein Enttäuschungs-Tal,
denn am nächsten Morgen schon,
klingelt laut das Telefon.

Ich wähnte mich in einem Schwank,
als ich erfuhr: Der Arzt sei krank!
„Wir müssen die Termine streichen
und bitten deshalb auszuweichen!“

Schmerzgeplagt und voller Zorn,
beginnt das Spiel erneut von vorn.
Bereit zu zahlen jeden Preis,
läuft sich mein Handy wieder heiß.

Der Praxis Dr. Anton Wichert
verriet ich gleich: „Privat versichert.
Wenn ich komm, das ist doch klar,
zahl ich sofort und zwar in bar!“

Weil ich ja nicht „gesetzlich“ bin
könnt ich schon übermorgen hin!
Erleichtert seufze ich nur „pautsch!“ –
und leg mich nieder auf die Couch.

Auf beiden Augen, jenen schlappen,
drück ich einen feuchten Lappen,
und denke übers Unrecht nach - - -
Vier Stunden später werd` ich wach.
Da fühl ich mich, Gott welch ein Wunder,
bereits ein bisschen mehr gesunder!
Nun plante ich `ne Umverteilung,
indem ich selbst sorg für die Heilung.

Beim Apotheker vis-à-vis,
kauf ich ein Fläschchen Globoli.
Mit Hilfe dieser kleinen Pillen
lassen sich die Qualen killen.

Dann trink ich Tee als Unterstützung
gegen fiebrige Erhitzung.
Um frische Luft zu inhalieren
geh ich entspannt im Wald spazieren.

Kurz danach, so finde ich,
war es mir nicht mehr schwindelig.
Die Schmerzen gingen, welch ein Glück,
von Stund zu Stund etwas zurück.

Am Tag zu dem mein Arzt mich rief,
bemerkte ich ganz intensiv
wie meine Krankheit offenbar
von ganz allein verschwunden war.

Das Ferngespräch folgte sofort:
„Hallo ist Dr. Wichert dort?
Sie dürfen herzlich gratulieren:
Ich brauch Sie nicht zum Therapieren!
Mein Portmonee sagt Dankeschön,
mit dem kann ich jetzt shoppen geh`n.

Jetzt hör gut zu, Mensch, und begreife,
stehst du auch in der Wartschleife
beim Bitt-Termin vor Ärztepraxen,
dann lass in dir die Hoffnung wachsen,
dass mit dem Faktor „etwas Zeit“
zusammenschrumpfen Schmerz und Leid.

Sei deshalb friedlich und gelassen,
pfeif auf Arzt und Krankenkassen.
Musst lange du auf Hilfe warten,
bleib ruhig und wechsle nicht die Spur,
dich retten mit den besseren Karten
die Selbstheilungskräfte der Natur!!!

Die angeführten Arzt-Namen sind frei erfunden.
Ansonsten ist die Geschichte wahr!

(Friedrich Graf)
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