Sie sehen mich an, aus allen Richtungen,
schrecklich, neugierig, ich habe Angst,
Augen, die mich durchbohren, zerstechen,
wie Spieße, durchforsten, wie nach allem
grapschende Hände, zerwühlen wie ein
Grenzen verachtender Wirbelsturm.
Grauenvolle Hände greifen nach mir, nach
meinen Augen, die alles sehen können, alles
mit ansehen, mit ansehen müssen,
oft möchte ich sie verschließen, zumachen,
zulassen, um nichts mehr zu sehen, nichts
mehr sehen zu müssen.
Nicht mehr zuzusehen, wenn Kindern die
Augen genommen werden, wenn kleinen
Mädchen und Jungen ausgestochen wird,
was andere, Große suchen lassen, sich
einfach nehmen, ohne jemals gefragt
zu haben, ohne sie auch nur einmal
angeblickt zu haben, Blicke ausgetauscht
zu haben, sie auch nur eines einzigen
Blickes gewürdigt zu haben, das erleichtert,
befreit und nimmt das Grauen, den
Schmerz, die Verantwortung, darauf zu
reagieren, die eigenen Gefühle wahrzunehmen,
ernst zu nehmen und danach zu handeln.
Wie gut tut es, nicht handeln zu
müssen, nichts mehr sehen zu müssen,
die Augen schließen zu können, verschließen
zu dürfen, wenn schmerzverzerrte Münder
ihre Angst herauszuschreien versuchen, wenn
blutende Augenhöhlen versuchen, ihre Augen
wieder zu finden, um heilen zu können?
Meine Augen sehen Deine Augen, in anderen
Menschen, aber Deine Augen können
meine nicht sehen, unterbrochen, abgebrochen,
erbrochen, verbrochen, zerbrochen, auch mein
Herz, blutend und leidend, ähnlich wie Du,
frage mich, wie Du das aushältst, frage Dich,
wie ich das aushalten soll...
ls000094