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Gedichte über das Schicksal - Seite 203


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heimkehr

als er zurückkam, war er wieder kind.
fast hatte er dieselben träume.
es grüssten ihn die alten bäume,
in ihren kronen fingen sie den wind.

er ging den alten weg entlang,
zum ersten mal nach vielen jahren.
erinnerungen flogen an.
ob denn die gärten noch verwildert waren?

dort drüben wohnte einst frau Scholte,
und er ertappte sich dabei,
wie er hinaufsah und sie grüssen wollte.
es gab sie nicht mehr, und er ging vorbei.

nun kam er endlich zu dem haus.
dort oben, aus dem kleinen fenster,
sah mutter oft mit ihm hinaus,
erklärte lächelnd ihm die nachtgespenster.
am morgen sahen sie wie grüne zweige aus.

er spürte, wie sie auf dem bettrand sassen
und warme haferflockensuppe assen.
fast konnt' er ihr parfum noch riechen.
wie elend liess der tod sie siechen.

vater hatte ein gutes herz,
doch es war traurig, voller schmerz.
stets tat er um die mutter werben.
er musste lange vor ihr sterben.

grossmutter hatt' er viel zu fragen,
noch mehr vertraulich ihr zu sagen,
trug blumen aus in manchen stunden,
von ihr gepflückt, zum strauss gebunden.

sie war schon eine arme frau,
zerfurchte hände, alt und grau.
die zweite tochter starb ihr jung.
sie litt ihr ganzes leben drum.

nach aussen hart gab sich ihr mann,
geprägt von front und stellungskrieg.
sie hatte ihn doch immer lieb.
er überlebte sie nicht lang.

stumm ging er in das haus hinein.
da war kein flüstern, nicht ein wort.
fast wollt' er aus der stille fort.

dann schien es ihm, als ob's nur schlief.
er atmete ganz ruhig und tief.
er war nicht fremd. er war daheim.


Copyright © Marmotier 2013
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