Gedichte über das Schicksal - Seite 174

Fließt hinterm Haus ein kleiner Bach
Der stört uns nicht, der macht kein` Krach
Der ist nicht laut, der plätschert nur
Das ist okay, das ist Natur
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Woran wir uns wohl nie gewöhnen
Die Laster, die vorm Haus `lang dröhnen
Das macht uns krank, der Straßenlärm
Geht an die Nerven, ins Gedärm
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Es lässt in uns die Wut aufsteigen
Als sich die ersten Risse zeigen
Von ungezählten Dreißigtonnern
Die pausenlos vorrüberdonnern
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Wir sehen mit Verbitterung
Der ständigen Erschütterung
Hält unser Haus nicht ewig stand
Das schafft nicht mal die stärkste Wand
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Heut Abend, zwanzig Uhr im „Krug“
Versammlung, danach Demo-Zug
Ein Dorf vereint im Zauberwort:
„Umgehungsstraße! Jetzt! Sofort!“
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Noch spät tauscht man Besorgnis aus
Dass man sich nicht mehr sicher fühlt
Inzwischen hat der Bach das Haus
Erst unter- und dann weggespült

Zwei Meter lang, ein Meter breit,
mehr brauchst du nicht am Ende,
so winzig ist am Schluss der Zeit
dein Aufenthaltsgelände:
Zwei mal eins – mehr nicht!


Sei es ein Bett, wo Wollust lockt,
mit Liebe, Schönheit, Freuden,
sei am Biertisch wo man hockt,
um mit der Welt zu streiten:
Zwei mal eins – mehr nicht!


Der Arbeitsplatz ist meistens nicht
viel größer als beschrieben,
und doch wird dort in treuer Pflicht
viel Daseinskraft zerrieben:
Zwei mal eins – mehr nicht!


Zwei Meter lang, ein Meter breit,
wie klein ist dieses Leben,
wo man sich müht am Schluss der Zeit
dein Grabloch auszuheben:
Zwei mal eins – mehr nicht!



(© Friedrich Graf)