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Gedichte über das Schicksal - Seite 161


Buch-Druck – Kauf-Zwang

Nur weil ich keine
Echte Konkurrenz für Heine
Auch weil es so viel stiller
Um mich als es um Goethe oder Schiller
Und weil ich echt mehr schlecht als Brecht
Hab ich doch stets das gleiche Recht
Wie all die andern auf große Ziele
Es ist auch ganz egal, wie viele
Davon sich aus Hoffnungen speisten
Es sind wohl die meisten
Und sicher gehn ein paar auch bloß
Zurück auf meine Träume
Ein Baum war auch nicht immer groß
Es gibt nur groß-gewachsne Bäume

Und nun sei meine Begleiter
Und verfolge mein sinnloses Streben
Bis ich unvermeidlich scheiter
Mit dem “Lied vom ewigen Leben“
-
Ein einzges Mal dazugehören
Zum auserwählten Kreis
Ich will auch gar nicht weiter stören
Vor allem nicht um jeden Preis

Woran die Hoffnung jäh zerbrach
Am schäbigen Profit
Doch immer schön der Reihe nach
Und chronologisch, Schritt für Schritt

Ein Wettbewerb im Netz, ich mein
Man kann’s ja mal probiern
Schreib ein Gedicht und send es ein
Was hab ich schließlich zu verliern …?

Zweitausendfünfzehn, es ist Mai
Mein Gedicht macht sich auf den Weg
November, es ist mit dabei
In der “Frankfurter Bibliothek“

Wenn das kein Grund zum Feiern ist
Ich fühle mich geschmeichelt
Die Muse hat mich wohl geküsst
Die mich so lange nur gestreichelt

Es ist zum Abdruck aufgenommen
Mein “Lied vom ewigen Leben“
Der Nachricht, mit der Post gekommen
Ist ein Bestellschein mitgegeben

Am besten gleich 4 Exemplare
So lese ich hier schwarz auf weiß
Weil ich erst dann so richtig spare
Durch den Autorenvorzugspreis

Warum ich es doch lieber lasse
Liegt einzig und allein daran
Ich bin nun mal so knapp bei Kasse
Dass ich mir 4 nicht leisten kann

Jetzt hab ich gar kein Exemplar
So hab ich immerhin ein Ziel
Danach vergeht ein halbes Jahr
In dem passiert nicht wirklich viel

Zweitausendsechzehn, im April
Der nächste Schritt in der Geschichte
Mein Text erscheint, falls ich es will
Im Herbst in “Die besten Gedichte“

Es wurde soeben ausgewählt
Schon die Vorstellung, dass mein kleines Gedicht
Zu den ausdrucksvollsten Gedichten zählt
Treibt mir Tränen des Glücks ins Gesicht

Und jetzt kommt’s erst so richtig dick
So sieht die Sache nämlich aus
Entweder ich nehm 30 Stück
Oder – ich bin raus

Wenn ich mich nicht zum Kauf entscheide
Wird die für mein “Lied vom ewigen Leben“
Eigentlich vorgesehene Seite
Danach anderweitig vergeben

Was nützt es mir, dass ich jetzt weiß
Der Sinn wird mit dem Satz verdreht
Nicht “Qualität bestimmt den Preis“
“Der Preis bestimmt die Qualität“

Das war’s dann wohl, ich räum das Feld
Wär auch zu schön gewesen
`s ist schon erbärmlich, wenn das Geld
Entscheidet wen wir lesen
-
Verfehlte Ziele
Geplatzte Träume
So bilden sich viele
Freie Räume
Für neue Ideen
Um täglich den Horizont zu erweitern
Und kläglich an vorderster Front zu scheitern
Und unterzugehen
Als leidlich begabte Niete
Verbannt aus dem Kreis der Elite
Einmal Glück
Und zurück
Und weil es ganz und gar natürlich ist
Reagiert ein Hund verbittert
Wenn ein anderer den Knochen frisst
Den er zuerst gewittert

Hier endet es also, mein sinnloses Streben
Zumindest mit dem “Lied vom ewigen Leben“
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Es gibt keinen Weg zurück

Unter dem Eichenbaum
getrennt von jedem Trost
Hier endete
der kollektive Funkenflug
Was glimmend übrig blieb
erlosch taumelnd
im Tränensee

Da sie welkten
fluchten sie ins Unterholz
ihres Bewusstseins
und fügten sich zusammen
Haut an Haut
verankert im Rausch

Wohin die Rufe schallten
das Gespensterschleichen
den Schatten zu durchdringen
den verneinenden Gebärden
furchtlos zu begegnen
schier unmöglich

Dort auf kargem Uferbett
schwindelten sie auf und ab
man nannte sie Blindlinge
zwischen Wasser und Moos
balancierter Unmut
sichelnder Worte

Die dem Zauber der Zeit
zahllos folgten
wurden von nun an
von unermesslicher Trauer gewürgt
von Schwermut bewacht

Gebrochen das Versprechen
goldener Zeiten
magischer Fackelnächte
die Schritt für Schritt
auf Heldenplätze geführt
sie zu Helden formte

Urplötzlich versiegt
die fiebrige Siegesspur
verstummt die "Heil"-Rufe
übriggeblieben
ein Meer gefrorener Lächeln
auf verwunschenen Lippen
mordsüchtiger Stahlaugen

Statt kostbare Beute
unter Blutsbrüdern zu teilen
ertrank schmerzlich
Lust und Leidenschaft
in den hämischen Wogen
schweren Wassers
entrückter Einsamkeit

Wie Schwäne
ins Klagelied stimmen
so gaben sie sich hin
in reinstem Weiß
vorgetäuschter Unschuld
stolz dem Tod voran

In weit aufgerissenen Augen
war die Nacht tief gefroren
ein Gefühl
als hätten sie selbst Schnäbel
Sanfter Todeshauch atmeten sie
ein und aus

Oh wie groß wurde ihre Sehnsucht
mit feiner Feder
ihre Sterne an die Himmelstür zu malen



© Marcel Strömer
(Magdeburg, den 25.07.2017)

Alle Rechte vorbehalten, besonders das Recht auf Vervielfältigung und Verbreitung, sowie Übersetzung. Kein Teil des Textes darf ohne schriftliche Genehmigung des Autors reproduziert oder verarbeitet werden!
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