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Gedichte über die Regierung - Seite 7


Die Spreeballade

Die Spreeballade

Springlebendig, lieblich quillt die junge Spree,
aus ihrer Lausitz-Heimat dreifach Quelle,
durchfließt nach Norden reisend manchen See,
lebenspendend überwind`t sie jede Schwelle.

Belebend, labend Mensch und Natur,
schwinget durch Felder, Wald und Flur,
anzuschauen gar lieblich ist sie auch,
in die Havel ergießt sich dann ihr Lauf.

Einst trieb sie in Bautzen ein Wasserrad,
zu speisen viele Brunnen in der Stadt,
die Wasserrohre, gedrechselt aus Holz,
das Hebewerk war des Bürgers Stolz.

Jene, die früh in diese Idylle kamen,
sagten Spree am Berge, des Städtchens Namen.
Weißes- und Mühlenwehr, halten ihren Lauf,
ein kleines Weilchen, in ihrem Streben auf.

Einst murmelte sie durch den Schwanenteich,
nahm ihren Weg entlang des Georgenberg's,
trieb viele Räder des Tuchmacher-Handwerk's,
begradigt zum Kanal, welch übler Streich.

Am Georgenberg wuchs einst der Kirchenwein,
dort ruh‘ n schon lange der Ahnen Gebein,
Was ihr jetzt seid, das waren wir.
Was wir jetzt sind, das werdet ihr.

Am weißen Wehr, da teilt sich ihr Nass,
jetzt träg geworden von dem Aderlass,
glücklich treffen sich die ungleichen Brüder,
umschlungen an der Liebesinsel wieder.

Befreit rauscht liebliche Landschaft dahin,
auf nach Cottbus, dahin steht ihr der Sinn,
Branitzer Park und Spreewald's Inselwiesen,
hier endlich, dürfen frei ihre Wasser fließen.
Schwielochsee, Lebensraum für seltene Tiere,
schon steht sie den Berlinern vor der Türe,
langsam strebt sie zum großen Strome,
windet sich durch die Regierungszone.

So munter sie hüpfte in jungen Tagen,
muss sie im Alter das Kanalsein ertragen,
ihr Lebenslauf endet entrückt ihrem Sinn,
träge schiebt sie sich zu der Havel hin.

Könnt' uns gar viele Geschichten erzählen,
von Märchen - Feen und der Menschen-Geschick,
wie sie darben, sich in Drangsalen quälen,
in ihrem Hasten und Streben nach Glück,
von tiefen Wassern und des Lebens Lauf' s,
sind sie doch alle mit Spreewasser getauft.

Rei©Men
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Der neue Job

Jahrelang hab ich es versucht,
habe manchen Chef verflucht,
habe Bewerbungen geschrieben
und lange Telefonate betrieben.

Und heute kann ich euch sagen,
ich darf den Arbeitsschritt wagen.
Nicht als Schweißtropfen Jäger,
sondern als Geheimnisträger.

Ich weiß nicht, wie man es macht,
doch es wird später gelacht.
Erst erklär ich mal dem Mob
meinen täglich schweren Job.

Ich reise ständig her und hin,
zwischen Bonn und Groß Berlin.
Ich sehe zu beim Pläne falten,
um sie dann geheim zu halten.

Manche sind „Streng geheim!“,
die kommen eng gefaltet heim.
Die „Nur für den Dienstgebrauch“
mach ich unterwegs zu Rauch.

Die „Vertraulichen Verschlusssachen“
darf ich nicht zu Asche machen.
Ich muss sie mit geschlossenen Pupillen
zur Kenntnis nehmen, wider Willen.

Bei der „Geheimen Kommandosache“
übe ich unterwegs dafür Rache.
Ich schaue sie mir gar nicht an
und pinne sie an den Fahrplan dann.

Heißt es „Um Rückgabe wird gebeten.“
kann ich auf der Stelle treten.
Nach zwei Kaffee und einem Bier
erscheine ich dann wieder hier.

Mein Arbeitsplatz scheint doch sehr eigen,
niemand konnte mir ein Geheimnis zeigen.
Selbst beim großen Geheimbau BER
zog eigener Qualm nur hin und her.

Ein Arbeitnehmer mit dickem Bauch
erklärte „Alles nur Schall und Rauch.“
Jetzt soll ich allen das Geheimnis zeigen,
vor dem sich Termine geheimnisvoll neigen.

Bisher ging es nur um Kanäle voller Wind,
deren Querschnitt berechnet jedes Kind.
Doch bald werden alle Geheimen fluchen,
man will jetzt die Elektrik untersuchen.

Hole ich viel privaten Schmutz vom Ort,
trage ich meist zum Schutz ein Wort.
Bald kenne ich dadurch die Namen
aller Politiker Lieblings Damen.

Wird die Wehrpflicht wieder eingerührt,
meine Arbeit auch nach Koblenz führt.
Obwohl ich auf geheimen Reisen bin
zwischen Alt Bonn und Groß Berlin.

Fahren sie einmal in Bus oder Zug
und ihr Nachbar schweigt genug,
machen sie sich ihren eigenen Reim,
denn was ich trage, ist geheim.

11.11.2017 © W.R.Guthmann
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