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Gedichte über Philosophie - Seite 154


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PAPIERFLIEGER

Kerzenschein erfüllt den Raum
Doch das Blatt vor mir bleibt leer
Worte sprudeln im Überfluss
Im Strudel der Masse geh´n sie unter
Kinderleicht von der Hand
Welche die Feder führt
Unscheinbar in Tinte getränkt
Schreibt mein Stift schöne Texte
Malt mein Pinsel perfekte Bilder
Unbeschreibbar, ausgezeichnet
Doch die Sichtbarkeit fehlt
Auf dem papier gänzliche Leere
Nichts als Weiß, im Schwarz ertränkt
Bilder, die nicht zu sehen sind
Worte, die nicht zu lesen sind
Klänge, die nicht zu hören sind
Gedanken, die nicht zu spüren sind
Kann unsichtbares Kunst sein?
Egal wie viel Herz in ihr steckt
Die Hände können dem Hirn nicht folgen

Und landet doch was auf dem Zettel
Bleibt es ewig unvollendet
Wortästhetik neun von zehn
Oh die Reime fehlen
Auf der Suche nach dem letzten Schliff
Geht der Ausdruck verloren
Im Kopf ein Meisterwerk
Die Augen seh´n nur was nicht da ist
Die Ohren hör´n lautloses Scheitern
Die Symmetrie ist nicht perfekt
Viele Farben, deren Ton verfärbt
So viele Blätter halb gefüllt
Und doch der ganze Block leer
Nächtelange Mühe im Zeichen der Kunst
Schatten legen sich über die Bilder
Sie erblicken nie das Licht der Welt
Ich feil bis zum kleinsten Detail
Nichts greifbares entsteht
Im Streben nach Perfektion
Verliert sich die Vollendung

Nur ein Papierflieger hebt ab
Und landet in den Archiven
Wo er in der Versenkung verschwindet
Am Ende sitzt man vor dem leeren Blatt
Auf ihm lediglich vergeben Worte
Bloß Spiegelbilder meines Versagens
Zu denen morgen eine neue Seite kommt
Ich mach das Kerzenlicht aus
Lass den Papierflieger davon fliegen
Wieder ein Gedanke vom Winde verweht

- DEMON
2023
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