Gedichte über das Naturreich (Seite 320)

Spaziergang den Elbauen entlang

mein Weg ganz unbestimmt
und der Wind spielt sein Spiel
wiegt die Wiese ein wenig, nicht viel -
leise fließt der breite Fluss, biegt sich;
unter dem Baum im Schatten - ich.

dein Weg ganz unbestimmt
und das Sehnen ist kein Spiel
Fische ziehen ihre Kreise, ohne Ziel -
am Ufer gegenüber ein Kirchturm wacht;
Störche fliegen, zur Reise bereit gemacht.

kein Weg ganz unbestimmt
und das Leben spielt sein Spiel
der Stein stumm, zerrieben, bevor er fiel
erzählt er seine unendliche Geschichte
und flüstert sie in deine Gedichte.

© by FRI

Die Nudistin unter den Schnecken

Die Nudistin unter den Schnecken ist die Nacktschnecke.
War nicht schwer zu erraten, nicht schwer zu checken.

Nackt geboren, bleibt sie so,
Kleidung findet man nirgendswo.

Auch an einem Haus findet sie keinen Nutz,
so erspart sich den nervigen Hausputz.

Welcher ist ihr liebster Strand?
Der, welcher ist auch als FKK bekannt.

Sie zeigt sich in ihrer vollen Pracht,
am liebsten bei Regen oder bei Nacht.

Sie hat nichts und braucht nicht viel,
die Nacktschnecke, die ohne Domizil.

©Grünschön.
Kein Frosch, kein Grashüpfer, (r)auch kein Gras.

[Wir fahren gemeinsam]

Wir fahren gemeinsam
Mit unserem Transsib
Wir sind ziemlich passiv
Aber überhaupt nicht aggresiv
Wir wollen Kamtschatka bewundern
Leider ist es nur ein Traum
Ein Traum über einen Baum

Ich will ein Kamtschatkas Wunderbaum sehen
Aber in diesem Land leidet man immer häufiger unter einem anderen Alptraum? Welchem?

Der heißt Taiga und eine schwere Arbeit
Arbeit macht NIEMALS frei!
Guck doch rein!
Hier stirbt jemand beim Vlad der Pfähler
Beim sowjetischen Vlad der Pfähler
Der Tod ist ein Meister

Seerosen von Tadeusz Miciński (eigene Übersetzung)

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Seerosen
Ubersetzung: Anecie Kotowskiej, Weronice Brusce
Originalwidmung: K. Zielinska
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Ich kenne alles, was man kennen sollte
Alle Steppe und Urwald
Vulkane und Seen
hab' ich auch gesehen

Ich kenne auch gerade
Sowie ungerade Straßen
Ich kenne auch
Die vertausch(t?)e Jungfrau Tarpeia

Sehe ich auch ihre Hände wie
Meine Seele zerrissen
Ich kenne blutige Rache
Das ist oft eine Hauptsache
und Asche vor der Kirche
sowie Höllentor

Ich bin aber kein Tor
Ich glaubte an Gott
Heute glaube ich immer noch
Aber mein Gott
Ist meine Er-lösung
Ist er eine Lösung?

Ich laufe herum
in meinem Gefängnishof
Ist der Gott also Tod?
Ich schaue herum
Ich sehe
Wie zwei schwarze Fechter
Um jdn. Herz kämpfen

Sie beobachten dabei viele Nebenwelte
Und einen ständig alten Waisen
Ich weiß, wer...
Jehova heißt er
Im Lillaspalast
Also in einem Knast
lauft Amor herum
Das ist kein gewöhnliches Amor
Das ist ein grün-gelbes Glühwürmchen

Ein Ohrwürmchen
Am Moor fliegen
Eintagsfliegen
Keine normalen Fliegen

Sie baden sich
In einem duftigen Raum
Dieser Raum ist azurblau,
nicht wie immer grau wie Moor
denn der Apfelbaum macht auch sein Raum
auf seinen Ästen frei
für seine Gäste

Aber in Blütenkelch
tropft weich
Eine nach der anderen
Die Tropfen
voller Bitterkeit
tropfen
Eine nach der anderen
Ich habe eine Schlange aufgetreten
Er zischt
Er zischt endlich?
Er zischt unendlich

Der Tod ist ein Meister

Bruskas Erdbeben

Widmung: Weronika Bruska
Ich lebe nicht in Saus und Braus
deshalb empfinde ich Mangel an Impulse
Impulse sind sehr wichtig

Nicht nur beim Schreiben
sondern auch beim Leben
Sie machen jede(n) lebendig
Ohne Impulse kann man sterben

Mit Impulsen charakterisiert man jedes Erdbeben
Sie sind von seiner Stärke abhängig
Mein Bruskas Erdbeben-Ergebnis beträgt 13/12 in der Beaufort-Skala
Das war das größte Erdbeben
JEDE/R KÖNNTE DANACH STERBEN

Ich lebe
Aber ich habe immer noch
meine Hände hoch!
Ich bete für eine glückliche Lösung unseres Erdbebens
Mea culpa
Mea culpa
Mea maxima culpa

Der Tod ist ein Meister

Gedichte über das Naturreich - Seite 320

Spaziergang den Elbauen entlang

Die Nudistin unter den Schnecken

[Wir fahren gemeinsam]

Seerosen von Tadeusz Miciński (eigene Übersetzung)

Bruskas Erdbeben