Spiegel des Himmels
Ich schließe die Augen und höre dein Rauschen,
dein Glucksen und Gurgeln und Möwengeschrei.
So war es schon immer, seit ewigen Zeiten
ist das wohl dein Schicksal und Fügung zugleich.
Erzählst uns Geschichten vom endlosen Werden,
vom Kommen und Gehen, vom Leben und Sein.
Im Spiel der Gezeiten warst lang du schon vor mir
und wirst es bleibend und fortwährend sein.
Die Wolken, die Sonne und nachts Mond und Sterne,
sie spiegeln sich in dir, doch ändern dich nicht.
Denn du bleibst unendlich, geheimnisumwoben,
der Spiegel des Himmels, Beginn allen Seins.
Welch tiefes Geheimnis liegt in dir verborgen?
Welch Schätze des Ewigen hältst du verwahrt?
Ist Tod dort? Ist Leben? Nur Stille und Frieden?
Der Sitz allen Anfangs? Ein heiliger Ort?
Ich kann nur voll Demut auf all das hier schauen,
auf Wellen und Winde, auf Klippen und Strand,
kann ehrfürchtig werden vor all diesem Zauber,
voll Schönheit und doch voller Urgewalt.
© Martina Pfannenschmidt, 2020