Gedichte über Natur - Seite 803

Drei Birken stehen aufgereiht
in meiner Eltern Garten.
Zu Herbstes heit'rer Jahreszeit
die gold'nen Tage starten.

Der Rosen Pracht ist lang verblüht,
allein die Astern stehen
im Beet, jedoch ein Blümchen glüht:
Fast hätt' ich's übersehen.

Lila leuchtet es heraus,
ein bunter Punkt im Dunkeln.
Im Blumengarten hinterm Haus
die kleinen Blüten funkeln.

Die Herbstzeitlose fürchtet nicht
die Kälte, noch den Regen.
Sie streckt ihr Haupt hinauf zum Licht
dem Sonnenschein entgegen.

Und schließlich kommt der Frost daher,
hüllt Garten ein und Haus.
Da hält's das Blümchen auch nicht mehr
im kalten Wetter aus.

Doch schon im nächsten Blumenjahr
steht bald, Du musst nur warten,
die Herbstzeitlose wieder da
im großen Blumengarten.

Waldspaziergang

Ein Herbsttag im Sonnenschein
Die Strahlen wärmen die Haut
Ein Lächeln huscht übers Gesicht
Unter den Füßen raschelt das Laub
Das Blattwerk verfärbt sich schon
Sollte strahlen in den schönsten Farben
Wäre doch alles so idylisch

Wenn nicht jeder Baum
Mich so sehr berühren würde
Bei meinem Spaziergang
An diesem schönen Herbsttag
Da ist es mir so, als würde
Jeder Baum schluchzen und weinen
An dem ich vorbeikomme

Sein Blätterwerk beim näheren Blick
So unwirklich und täuschend
Gerollte grün braune Blätter
Die Rinde arg zerfressen
So viele dürre Äste
Die stolze Krone so kümmerlich
Er ist dem sterben so nah

So fleht mich jeder Baum
Dem ich heut weiter begegne
Total verzweifelt an
Ich höre deutlich seine Rufe
Rette mich, rettet uns
Ich, wir sind doch so wichtig
Für saubere Luft, für euer Leben
Lasst mich, lasst uns doch nicht sterben!

© Ingelore Jung
September 2019