Gedichte über Natur (Seite 54)

Wenn Bäume sprechen könnten

Wenn Bäume sprechen könnten

Wenn Bäume sprechen könnten
dann würden wir
viel von ihrer Traurigkeit erfahren,
von der Rücksichtslosigkeit
und der Gleichgültigkeit
mancher Menschen
ihnen gegenüber.

Vielen ist es zu viel
das Laub auf ihren Grundstücken
zu kehren, viel bequemer ist es
nach ihrer Ansicht, die Bäume
oder den Baum zu fällen,
sie sagen, es gäbe viele Gründe dafür.

Jeder Baum wächst, schafft,
leidet und stirbt wie wir Menschen,
die Bäume schenken und spenden uns,
Blüten, Düfte und Früchte, und mehr,
im Monat Mai und im Monat Juni
erfreut sich jeder Mensch an ihren Blüten.

Es gibt Menschen, denen geht es sehr nahe,
wenn sie den Waldfrevel oder die Zerstörungswut
einiger Mitmenschen sehen oder erfahren,
sie schämen sich und sie erfasst
eine innere Traurigkeit,
doch sie handeln selten.

Trotz allem lieben uns die Bäume,
sie wollen keine Rache
oder klagen uns an,
sie wollen nur, dass man ihnen
Fürsorge und Aufmerksamkeit schenkt,
die sie redlich verdienen.

Wer sich nicht in einen Baum verlieben kann,
der sollte ihn wenigstens achten…

Eine Frühlingsnacht

Die Frühlingsnacht, so still und stumm,
Nur die Eule klettert im Geäst herum.

Eine kühle Brise durch die Bäume fegt,
Und so manches Tier sich schlafen legt.

Der Vollmond scheint herunter,
Und macht den Morgentau viel bunter.

Eine Sternenschnuppe fliegt vorbei,
Als ob es selbstverständlich sei.

Denn ich sitze hier, allein zu haus,
Und denke mir, was für ein Grauß.

Der ganze Wald der hier eins stand,
Ist nun weg, und wurd verbrannt.

Stattdessen gibt es haus um haus,
Keine Pflanzen, was ein Grauß!

Morgenstimmung

Ein Bächlein von der Höh' entspringt
leise zum Tal hinunterrinnt

An des Wassers kühle Tropfen
die Tiere des Waldes auf Labsal hoffen

Eine Lerche lässt sich nieder
zwitschert aus voller Kehle ihre Lieder

Die Morgenfrische erquicket Wald und Feld und Busch und Baum
wo Fuchs und Hase sitzen am Waldessaum

Eine Lichtung erhellt vom Himmel
geschmückt von gelb blauem Blütenschimmer

Sanft die Sonne durch die Bäume zwinkert
Tau an des Baumes Blattes blinkert

Die Seele sich entspannt
wie friedvoll und still es war im Land

23.10.2019 © Soso

Tau

Mit Perlen schmückt sich der Morgen
so manchem Auge verborgen
aus dem Dunkel der Nacht
ins Licht erwacht
hüllt er sich für kurze Zeit
in ein glitzerndes Festtagskleid -
ein Zauber der sich selbst genügt
bis ihn die Hitze des Tages besiegt

© Ingrid Spiller 2016

Herbstlied

Herbstlied

Leise knistert Blätterfall
Herbst singt schon sein Lied
Kahle Felder überall
Windverweht der Sommer zieht

Dort wo grün der Baum noch stand
Blinkt warmer Sonnenschimmer
Verzagte Blätter, stumm im Sand -
Glanz in der Erde Bernsteinzimmer

Himmelwärts die Vogelschwärme
Schrille Flatterbatallion
Ziehen südwärts in die Wärme
Wo noch blüht der rote Mohn

Gespenstisch steigt der Nebelriese
Malerisch ins Himmelblau
Noch leuchtet grün die Sommerwiese
Im kristall'nen Morgentau

© Inge Millich

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