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Gedichte über Krieg - Seite 19


ich flehe

abrüsten, innerlich, äußerlich, zu verzichten
neu lernen, nur das kann diese Erde retten,
dachte ich, meintest du; wir waren so sicher,
so soll es sein; sich hoffend Hände reichen -

weltweit; wenn Zeiten sich wenden, änderst
du dein Denken - das Zweifeln bleibt, meinst
du, Aufrüstung kann je zum Frieden führen?,
diesen Despoten in seine Knie zwingen?, zum

Umdenken bringen? fragen wir uns sehr bang,
und so ratlos, unsicher; ist weit weg, fühlte ich,
hast du gemeint - das im Jemen war ja nur in
der Tagesschau, ein wenig spenden, und du

warst wieder ruhig; nun ist der Krieg nah bei
uns, Beistand ist nötig; erstarrt unser Denken
in Moll; und du lauschst vergrabenem Erinnern:
da schießen sie wieder!, diese tödliche Gewalt

auf Befehl, Patrioten Geschrei und Panzer!, sie
rattern dir durch Kopf, Seele und alle Glieder,
du verschiebst es, drängst es weit weg, nein!,
nicht schon wieder!, war doch alles schon mal!,

und ich war ein Kind!, Trümmer, sie schwelten,
und auch die Verbrannten am Rand des Wegs
durch deine zerstörte Stadt, und da war dieser
Geruch!, so viel Angst und Flucht und Trauer,

Entwurzelungen!, und du siehst und hörst, die
Männer sollen wieder zu Helden werden, hurra,
wir lernen das Kämpfen neu - und verdrängen zu
schnell, dass unsere Erde zu Tode erkrankt ist,

dass immer noch die Viren wüten weltweit; und
du weißt es doch, dass der Feind in dir ist, wenn
die Himmel brennen, immer wieder - der Krieg?,
haben wir nichts dazu gelernt, alles vergessen?,

das Trösten und das Lieben?; Nachtnebel fressen
meine mühsam schön gefärbten Tagträume auf,
und ich flehe, du, Gott, an dem ich zweifle, erhör
uns und vernimm den Jammer deiner Schöpfung

© M.M.
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