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Gedichte über Krieg - Seite 137


Der Kanonenofen

Im Testament stand: „Stein um Stein,
samt Dach und Kellermäuschen,
sollen ab heute Deine sein,
ich vererbe Dir mein Häuschen.“

Drei Wochen haben wir sortiert,
was wertlos und was lieb,
Erinnerungen wurden ignoriert
bis nicht viel übrig blieb.

Nur am Schornstein in der Zimmerecke
ein alter schwerer Kanonenofen stand.
Den Kindern erklärte ich die Zwecke,
die man einst für den Ofen fand.

Wenn die Schornsteinklappe gedreht
und die Asche Tür etwas geöffnet,
damit ein frischer Windzug weht,
wurde das Feuer mit Holz angezündet.

Oben das Teil, das glatte,
dort strich die Flamme vorbei,
das ist die kleine Herdplatte
auf der ein Wasserkessel stand.

Der Opa nebenbei Tischler war
zu Hause im eignen Heim.
Drum stand stets auf dem Herd
der Topf mit Perlenleim.

Es kamen Krieg und Inflation,
und der Ofen dann ins Lazarett.
Zum Heizen gab es nur Notration,
mancher verbrannte sein Bett.

Als im Winter 44 die Bomben fielen,
weil der nächste Krieg kein Ende fand,
mussten Kinder im Luftschutzkeller spielen
und nun dort der Ofen stand.

Er wärmte Vertriebene und die Werkstatt,
Erdölbohrer haben ihn schon getragen,
denn er machte sie warm und satt
in ihren Wohn- und Arbeitswagen.

Jahrelang heizte er Omas Küche,
hielt warmes Wasser stets bereit,
war ein Teil der besonderen Gerüche
und der Wärme zur Winterszeit.

Elektronik, Rohre und Heizungsrippen
haben ihn einfach abgeschoben.
Er diente schon so vielen Sippen,
im Museum ist er gut aufgehoben.

22.12.2017 © W.R.Guthmann
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Deutscher Text auf die Melodie: Eve Of Destruction von Barry McGuire

Die Menschen, die jetzt alle zu uns kommen,
du kannst sie nicht mehr zählen, du siehst sie nur verschwommen.
Die meisten wären gern zu Hause geblieben,
hätten sie dort zu essen und hätten sie dort Frieden.
Jedoch das ist für sie ein Traum nur geblieben.

Und ich sage euch, versetzt euch einmal nur in ihre Situation,
Ihr würdet das gleiche tun, denn ihr wärt am Ende.

Wer hat den Krieg geschürt, den Hunger dort bestellt,
das waren doch wir, die westliche Welt.
Jeden Demokratie-Ansatz im Keime erstickt,
um uns’res Vorteils willen. Ich weiß das klingt verrückt.
Um uns’res Vorteils willen diese Menschen unterdrückt.

Und ich sage euch, versetzt euch einmal nur in ihre Situation,
Ihr würdet das gleiche tun, denn ihr wärt am Ende.

Ja, ich finde wir sollten die Zeichen erkennen,
nicht weiter nur blind dem Kapital hinterher rennen.
Wir sollten der Menschlichkeit ein Zeichen setzten
Und nicht dem eig’nen Vorteil nur hinterher hetzen.
Es ist an der Zeit, neue Wege zu gehen,
weil sonst könnte das Unglaubliche geschehen.
Die Welt wird sich ohne uns auch weiter drehen.

Und ich sage euch, erkennt doch endlich diese brisante Situation,
wenn alles weiter so läuft, dann kommt bald das Ende.

Sprecht nicht von Obergrenzen, die wir können aufnehmen.
Das Ganze ist nur Schwachsinn, wir sollten uns was schämen.
Wir haben doch die Lawine selbst in Gang gesetzt.
Das Ergebnis uns’rer Politik erreicht uns eben jetzt.
Haben wir nicht selbst die Menschenrechte ganz massiv verletzt?
Haben wir nicht das Ergebnis davon völlig unterschätzt?
Und nun tun wir so, als wären wir unschuldig so gehetzt.

Und ich sage euch, erkennt doch endlich diese brisante Situation,
wenn alles weiter so läuft, dann kommt bald das Ende.
Oh, ja, schon morgen kann es gescheh'n und dann kommt das Ende!
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Näive

Erzähl mir bitte mehr!
Die Erde ist wieder eine Scheibe..

Menschen sieht man vielerorts die Wege entlangschleifen.
Hinwegtäuschen soll überzüchtetes Bunt und Vielfalt, der eingekaufte aber doch recht freiwildernde Wille, Weltmächte am Herd, in den klimatisierten Fitnesscenter wird tüchtig therapiert. Das Wertewandelkarussell nimmt endlich Fahrt auf. Schluss mit dem hin- und hergezerrten Ich! Jetzt heißt es: Demokratie der Gefühle! Und auch ich stecke mir den Bindebast ins Haar und spraye etwas biologisches Rosenblütenwasser darauf, bin bereit für den Kampf der Veredelung.

Wartest du etwa auch noch auf den richtigen Zeitpunkt, ich darf dich vertrösten. Es ist nur eine Frage der Zeit! Denn die grossartige Botschaft lautet - noch glimmt in jedem von uns ein, zwei, drei Funken untergehendes Empfinden unseres wahren Selbst! Die moderne Devise: "Zuallererst retten wir die Welt, dann uns - leichtgemacht". "Was uns krank macht, macht uns gesund!" Also schütte ich einfach mal wieder grosszügiger Milch und Honig, Zimt und Zucker in den Frühstückskaffee. Ich beobachte mich, wie ich mir ganz heimlich verschmitzt ins gebügelte Karo, ins Stofftaschentuch aus alten Zeiten flüstere: "Wir meinen es nur gut mit dir! So schlecht ist die Welt auch wieder nicht! Man muss nur wollen!"

So gönne ich mir endlich auch wieder mehr Lebensfreude! Zum Beispiel flüchte mich jetzt gezielt und bewusst euphorisch in die Supermärkte der Kultur- und Bildungshöllen, auf der Suche nach echten Schnäppchen und Preisfehlern, die Naturschutzgebiete für Menschen, oder besser noch, die wahren Wunsch(t)räume eines jeden Volkes. Trotz einiger entsetzten Gesichtern, die alltagsentzaubert zu sein scheinen, zutätowiert im Lächeln, Verlierer für die Ewigkeit, so denke ich - dennoch und gerade deswegen mache ich mich hoffnungsfrömmelnd ans Werk. Ich schaffe das - wir schaffen das! Wir sind das Volk!

Zur guten Letzt ist es auch jedem seine ganz eigene, persönliche Klimakatastrophe - oder etwa nicht? Es geht uns jedenfalls alle an - Verschwörungstheorie und Weltpolitik? Und die täglichen Nachrichten? Ich mache mir eigentlich nix draus. Wir haben ein Recht auf Glückseligkeit! Auch der Mond trägt manchmal schwarz, bei zunehmeden Sorgenfalten! Schlummert nicht in jedem von uns ein übeschüttetes Übergangskindheitstrauma?

Erzähl mir bitte mehr!
Die Erde ist wieder eine Scheibe..
Deutschlands Waffenindustrie belegt weltweit aktuell Platz 3!
Und überhaupt - wer wird dieses Jahr Fussballweltmeister?


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