Gedichte über Krankheit - Seite 137

Gnadenlos ehrlich
kommt mir gerade in den Sinn.

Warum ist es so schwer, bei unseren Gefühlen, Wünschen, Träumen,
bei dem, was wir sind - gnadenlos ehrlich zu sein?
Warum spielen wir Rollen?
Im Augenblick des Todes - spielt es keine Rolle mehr.
Keine Rolle mehr, wer wir gerne wären.
Keine Rolle mehr, wie wir gerne wären.
Keine Rolle mehr, was wir hätten haben wollen.
Keine Rolle mehr....gar nichts mehr...
Wir sind dann einfach das,
was wir sind.
Pur.

Dann ist es wohl möglich,
gnadenlos ehrlich zu sein.

Wie oft versuchen wir mit Humor
aus einer Verletzung, Krankheit, Schmerzen...
etwas zu zaubern,
worüber wir lächeln können?

Es ist beschissen....absolut beschissen, sich so zu fühlen,
wie man sich manchmal fühlt
und es bleibt beschissen - egal wie sehr wir versuchen,
uns etwas anderes einzureden.
Wir fühlen, empfinden es in dem Moment so und somit ist es dann gerade so.

So manches ist nicht zum Aushalten....ganz einfach nicht zum Aushalten...
jedenfalls nicht allein.

Dann ist es gut, wenn jemand sagt:
Du -
ich bin da.
Wenn du magst
sei gnadenlos ehrlich
kotz dich aus
wein dich aus
brülle und weine
sei verzweifelt
wütend
hassend
was auch immer.

Du
ich bin einfach da.

Es wird leichter,
wenn einfach
jemand da ist.

© A. Namer / aus 2016 / überarbeitet

War es das jetzt? – Die Diagnose steht.
Man glaubt ja nicht wie schnell das geht.
Von Einer auf die nächste Stunde
schlägt der Gong zur letzten Runde.
Und viel schneller als man denkt
wird das Leben eingeschränkt.

Viele Dinge, viele Sachen
kannst du ab heute nicht mehr machen.
All die Pläne bis zur Stund‘
rücken in den Hintergrund.
Die Zukunft plantest du besonnen.
Sie hat heut und hier begonnen.
Schobst vieles auf die lange Bank.
Doch diese Bank ist nicht mehr lang.

Drum nutze nun all diese Zeit,
die im Leben dir noch bleibt.
Verschwende sie nicht mit den Dingen,
die dir nur Leid und Unglück bringen.
Mache stets was dir gefällt,
du lebst nur einmal auf der Welt.
Drum sei ein Mensch, der’s Leben liebt.
Wer weiß ob es ein Morgen gibt.

Das Fazit ist, zu guter Letzt.
Genieß dein Leben und zwar - jetzt.


© Michael Jörchel