Gnadenlos ehrlich

Ein Gedicht von Anita Namer
Gnadenlos ehrlich
kommt mir gerade in den Sinn.

Warum ist es so schwer, bei unseren Gefühlen, Wünschen, Träumen,
bei dem, was wir sind - gnadenlos ehrlich zu sein?
Warum spielen wir Rollen?
Im Augenblick des Todes - spielt es keine Rolle mehr.
Keine Rolle mehr, wer wir gerne wären.
Keine Rolle mehr, wie wir gerne wären.
Keine Rolle mehr, was wir hätten haben wollen.
Keine Rolle mehr....gar nichts mehr...
Wir sind dann einfach das,
was wir sind.
Pur.

Dann ist es wohl möglich,
gnadenlos ehrlich zu sein.

Wie oft versuchen wir mit Humor
aus einer Verletzung, Krankheit, Schmerzen...
etwas zu zaubern,
worüber wir lächeln können?

Es ist beschissen....absolut beschissen, sich so zu fühlen,
wie man sich manchmal fühlt
und es bleibt beschissen - egal wie sehr wir versuchen,
uns etwas anderes einzureden.
Wir fühlen, empfinden es in dem Moment so und somit ist es dann gerade so.

So manches ist nicht zum Aushalten....ganz einfach nicht zum Aushalten...
jedenfalls nicht allein.

Dann ist es gut, wenn jemand sagt:
Du -
ich bin da.
Wenn du magst
sei gnadenlos ehrlich
kotz dich aus
wein dich aus
brülle und weine
sei verzweifelt
wütend
hassend
was auch immer.

Du
ich bin einfach da.

Es wird leichter,
wenn einfach
jemand da ist.

© A. Namer / aus 2016 / überarbeitet

Informationen zum Gedicht: Gnadenlos ehrlich

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06.01.2023
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Anita Namer) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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