Gedichte über Krankheit - Seite 11

Mal längere Zeit

Mal längere Zeit keine Schmerzen,
weder im Körper noch im Herzen.

Mal längere Zeit nur positives denken
und alles in eine andere Richtung lenken.

Mal längere Zeit normal durchschlafen
und nicht zählen an so vielen Schafen.

Mal längere Zeit in der Realität glücklich sein
ohne dass ich flüchten muss in die Traumwelt hinein.

Mal längere Zeit nur Liebe spüren, Hoffnung haben, an der Zukunft bauen
und ohne Angst dem Nächsten einfach mal vertrauen.

Mal längere Zeit die Vergangenheit einfach ruhen lassen
und von dort die Leute sich selbst überlassen.

Mal längere Zeit die Leute links liegen lassen, die uns quälen
nur weil sie selbst haben verletzte Seelen.

Mal längere Zeit nur einfach das Leben leben
nicht funktionieren, sondern Liebe nehmen, Liebe geben.

Mal längere Zeit wieder Freude entdecken,
Spaß haben, den Nächsten auch mal necken.

Mal längere Zeit keine Ängste haben,
sondern Kraft haben für andere Gaben.

Dieses wünsche ich mir so sehr,
sag mir – gibt dieses Leben das noch her?

An deinem Bett bin ich ganz klein.
Kein dummer Kummer fällt mir ein,
kein Selbstmitleid, kein Streit um's Geld.
Hier zählst nur du und deine Welt.

Ein Tier aus Plüsch auf deinem Bauch,
ein solches Stofftier hatt‘ ich auch,
dereinst, ich saß auf deinem Schoß,
jetzt lässt die Hand mich nicht mehr los

die meine drückt mit aller Kraft;
das einzige, das sie noch schafft,
dabei war nichts für dich zu schwer –
es ist nur schon so lange her.

Doch manchmal triffst du meinen Blick:
Ganz klar, ganz groß. Sekundenglück.
So blieb von eines Lebens Fülle
zuletzt ein Drei-Sekunden-Wille.

An deinem Bett bin ich ganz klein,
so vieles fällt mir dabei ein.
So vieles warst du einst für mich:
An all das denk' ich jetzt für dich.

© Anita Hasel 2015