Gar mancher fragt gedankenvoll,
wie er im Leben handeln soll.
Im Einzelnen zwar unterschiedlich,
doch täglich, stündlich und minütlich
verlangt der Augenblick brutal
von ihm stets eine neue Wahl.
Zuweilen mag es ihm dann glücken,
sich tatenlos davor zu drücken,
doch wenig später kommt im Nu
die nächste Frage auf ihn zu:
Aufstehen oder liegen bleiben?
Telefonieren oder schreiben?
Ja sagen oder lieber nein?
Noch grollen oder doch verzeihn?
Denn anders als das liebe Vieh,
entscheiden muss er irgendwie:
Rechts oder links, heiß oder kalt?
Mit Liebe oder mit Gewalt?
Hart oder weich, scharf oder süß?
Nach Hintertupfing, nach Paris?
Auch wenn er, da er furchtbar leidet,
entscheidet, dass er nicht entscheidet,
hat er sich irgendwie entschieden.
Doch ist er dann damit zufrieden?
Denn die Erfahrung lautet schlicht:
Entscheidet er sich selber nicht,
entscheiden andere statt seiner,
doch rücksichtsloser und gemeiner,
und tun ganz offen oder still
gerade das, was er nicht will.
Silesio