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Gedichte über Jahreszeiten - Seite 346


Der Jahreskreis

Man hat an einer Stell' begonnen
und da den Ausgang mal genommen
Der gibt uns Halt, der gibt uns Weisung
Da fließt die Kraft, das hat Verheißung!


20. März - 20. April

Die Keime brechen durch die Erde,
damit ein Neues wieder werde
Durchsetzungskraft und Kampfesgeist:
alles nach vorn, was WIDDER heißt!

20. April - 21. Mai

Die Wurzeln langsam vorwärts treiben
und kraftvoll in der Erde bleiben
So kann das Leben ruhig fließen
und der STIER kann es genießen

21. Mai - 21. Juni

Die Luft erfüllt von leisem Summen
es regt, bewegt sich, ist am Brummen
Der ZWILLING zeigt sich ungeniert,
gesellig, mitteilsam, interessiert

21. Juni – 23. Juli

Die Blüten sind bereits befruchtet,
ganz im Stillen wird geschuftet,
die Kraft im Inneren gesammelt,
empfindsam sich der KREBS verrammelt

23. Juli – 23. August

Der Sommer steht in voller Pracht.
zeigt sich mit aller seiner Macht,
mit üppiger und reifer Frucht
der LÖWE seinesgleichen sucht

23. August – 23. September

Die Zeit der Ernte fordert viel
Ausdauer, Sorgfalt sind kein Spiel
Genauigkeit ist nun gefragt
Die JUNGFRAU bringt es an den Tag

23. September – 23. Oktober

Der Ausgleich zwischen Tag und Nacht:
die Harmonie ist wiederbracht
Ruhe, Schönheit, stilles Streben
Die WAAGE kann uns sehr erheben

23. Oktober bis 23. November

Der Herbst kommt, mit ihm SKORPION,
das tief Verborg’ne in Aktion
Natura stirbt und wandelt sich,
mit Farbe, Leidenschaft, Gewicht

23. November – 21. Dezember

Winde über leere Felder geh’n
Ein weiter Himmel ist zu seh’n
Klare Nächte und ein großes Sehnen
Der SCHÜTZE möchte sich ausdehnen

21. Dezember – 21. Januar

Die längste Nacht ist nun gekommen
Von Dunkel, Kälte ganz benommen
braucht es Härte, Widerstand und Pflicht
STEINBOCK gebiert das neue Licht

21. Januar – 19. Februar

Vom Winter hat man jetzt genug
der Sinn steht eher nach Unfug.
Bringt uns Ideen allerlei:
Originell, der WASSERMANN - und frei

20. Februar – 19. März

Nach all dem Treiben braucht es Ordnung
Von innen nährt sich jetzt die Hoffnung
Hingabe, Verstand und Phantasie -
Der FISCH ist einfühlsam, ist ein Genie


Video: https://youtu.be/nRnncSZmpTs
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Geliebter Hexenmeister

Habt noch Geduld … der Winter
steht schon an der Landesgrenze
und zollt Tribut dem Frühling,
der die Ouvertüre summt.
Paar Wochen noch – dann ist
sein kaltes Lied verstummt,
und Sonnenstrahlen zeigen sich
– verschwenderisch – in Gänze.

Im Frühling blühen nächtens goldene Sterne ...
und in den Wäldern hüpfen junge Stare leicht
von Ast zu Ast: Das wärmt die kalten Füße.
Ein Meisenmännchen sucht sich eine blaue Süße.
Aus weißen Segeln bläst verschämt die Wintertrauer,
wie aus dem Ei geschlüpft: ein klitzekleiner Wind.
Mein Lieb hockt staunend auf der Gartenmauer,
blinzelt ins rote Abendlicht, als wär er farbenblind.

Wie trunken lallt mir meine Seele tausendstimmig
den Chor aus bunten Blumen, die am Weg erwachen.
Und in den Städten gluckst schon zaghaft Kinderlachen:
Noch paarmal schlafen, und die Brünnlein springen wieder.
Über den Bauerngärten flattert schon der Duft von Flieder.
Mein Lieb sitzt an des Flusses Ufer, lauscht hernieder ...
will wissen: Singen überm Wasser schon die Geister?
O nein! Es webt am bunten Frühlingskleid noch Ganymed*,
der Schönste aller Sterblichen: geliebter Hexenmeister.

*Ganymed: in der griech. Mythologie „der Schönste aller Sterblichen“. Er wurde allein wegen seiner Schönheit von Zeus geliebt, der ihn zum Olymp entführte, wo er fortan den Göttern als Mundschenk diente.
J. W. von Goethe widmete ihn ein Frühlingsgedicht: „Ganymed“.
Der Hexenmeister, auch Zauberer und Drache, ist der Titel zweier Gemälde von Carl Spitzweg, die 1875 und 1880 in Öl auf Leinwand entstanden. Sie befinden sich heute im Museum Georg Schäfer in Schweinfurt und im Besitz der Kunstsammlung Rudolf August Oetker GmbH in Bielefeld. Die Bilder sind im Motiv nahezu identisch und unterscheiden sich in der Größe und in der Farbgebung. Quelle: Wikipedia.
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