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Gedichte über Jahreszeiten - Seite 121


März, Begrüssung und Huldigung

….März ist nach guter alter Sitte
im Lauf der Monate der dritte,
nach Mars, dem Römergott benannt,
der immer einen Anlass fand,
Senat und Bürger zu verleiten
zu kriegerischen Streitigkeiten.
….Licht kämpft nun gegen Finsternis.
Wer siegen wird, ist ungewiss.
Die heimische Großwetterlage
gleicht eher einer Schicksalsplage.
Nur selten trifft das Wetter ein,
das die Propheten prophezein,
denn unbeeinflussbare Mächte
entfachen himmlische Gefechte,
wenn Wolken sich zusammenballen,
sich erst entladen, dann zerfallen.
Man spricht in solchen Fällen halt
mit Recht von höherer Gewalt.
….In jener guten alten Zeit.
die weit zurückliegt, ach, so weit,
hat jeder Bauer auf dem Land
noch echte Rösslein eingespannt,
um kunst- und mühevoll mit diesen
instand zu setzen Feld und Wiesen.
Heut aber füllen sich die Ohren
mit dem Geratter von Traktoren,
und penetranter Gülleduft
durchzieht die frische Frühlingsluft.
….Doch zwischen ländlichen Schikanen
verbreitet sich ein stilles Ahnen
von Wachstumsfreude, Lebensmut,
von dem, was freundlich ist und gut.
Wo vorher Tod und Schweigen schien,
ertönen Vogelsinfonien,
und aus der Tiefe treiben Triebe,
getrieben von Natur und Liebe -
Bewegung, Aufbruch, Neubeginn,
noch unklar oft, woher? Wohin?
Schneeglöckchen, Krokusse, Narzissen
erblühen, weil sie blühen müssen,
in all dem Trüben, Grauen, Bleichen
demonstrative Lebenszeichen.
….Es raschelt so verheißungsvoll.
Man fragt sich, was noch werden soll.
Bestimmt, ein Wunder wird geschehn,
und was man ahnt, wird jeder sehn,
kann hinter den gewohnten Ecken
Geheimnisse des Seins entdecken
und rastlos wie ein Maulwurf wühlen
in unterirdischen Gefühlen.
Man möchte Purzelbäume schlagen,
sein Innerstes nach außen tragen
und sich mit Herzen, Mund und Händen
ganz an den Augenblick verschwenden.
Auch in den muffigsten Gemäuern
riecht´s provokant nach Abenteuern,
wobei´s mit Macht ins Freie lockt
selbst den, der vor´m Computer hockt,
um zwischen Kindern, Hunden, Katzen
nach dem verborgnen Schatz zu kratzen,
der jetzt im Frühling jedem winkt,
der nicht im alten Trott versinkt.
Es juckt die Nase, juckt das Fell.
Man dreht sich wie im Karussell
und fängt am Ende irgendwann
zu taumeln und zu schwindeln an.
….Doch plötzlich wird der Himmel grauer.
Es bricht hervor ein Hagelschauer,
und alles rennet, rettet, flüchtet;
die Aufbruchstimmung ist vernichtet.
Nichts wie nach Haus, die Wohnung reizt,
gemütlich und zentralgeheizt.
Man hüllt sich fester in die Jacke.
Noch hat der Frühling eine Macke.
Auf Erden gilt sogar dem Frommen:
Glück ist beschränkt und unvollkommen.
Ist was Erfreuliches im Gange,
dann dauert´s meistenteils nicht lange.
Verheißung nur, nicht Wirklichkeit,
ein Hauch des Himmels in der Zeit.
….Es bleibt es bisschen Schmerz zurück,
doch klar wird auch: Es gibt das Glück,
nicht irgendwo in weiten Fernen,
nicht unerreichbar in den Sternen,
nein, ohne Aufwand und Trara,
zum Greifen und Betasten nah,
kein Zaun, kein Hindernis versperrt´s
an irgendeinem Tag im März.
Silesio
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