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Gedichte über Irrtum - Seite 15


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Geblendet

Du hattest mich in deinen Bann gezogen,
auf mich wirkte nichts verlogen.

In dir sah ich meine Sehnsucht nach Freiheit,
letztendlich war es nichts außer Feigheit.

Bei dir fühlte ich mich nicht verurteilt,
du hattest jedoch mein Leben entzweit.

Mir mein Vertrauen erschlichen
und mich nicht mehr mit anderen verglichen.

Du warst meine einzige Kraftquelle,
doch hautest in mein Herz ne kometengroße Delle.

Wir beide gegen den Rest der Welt,
wir bauten unser ganz eigenes Zelt.

Dann drehte sich das Blatt,
perfides Lügen fand nun statt.

Du verkauftest dich als Opfer - hilflos,
du bist meine Frau "Helf mir doch bloß!"

Dich wollen alle haben,
keiner will mich - die werfen mich maximal in einen Graben.

Du bist jung und unverbraucht,
deine "Hilfe" brauche ich nun, mein Ego taucht.

JA ich sorge nun für dich auch mein Retter,
aber sei doch wieder ein bißchen netter.

Du gönnst mir nichts, belügst mich jeden Tag,
spielst mit meinem Gewissen und Vertrauen, sodass ich dich weiterhin mag.

Ich kann nicht mehr und trotzdem trittst du weiter,
mein Tagelohn sammelst du ein, während ich falle von meiner Lebensleiter.

Nach außen sorgst du für mich,
alles andere wäre ne tiefe Scham für dich.

Ich bekomm trotzdem nur die Brotkrumen
und dazu noch verwelkte Blumen.

Es ist nun genug
mit dem Betrug!!!

Ich verlasse dich und muss mich retten,
du legtest mich noch mehr in ketten.

Wo gehe ich nun hin ganz alleine und einsam,
hier wollte ich nie wieder sein, einfach zu grausam.

Die Sonne ist versteckt sie wird wieder scheinen,
doch jetzt werde ich erstmal den Schmerz wegweinen...
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Reue oder Rache

Der Sommer war nahe, der Sommer ist zu Ende. Auch ich wartete am Ort der Zufälle mit verbranntem Augenaufschlag auf seine Reue, in der Erwartung, die Regung seines Gewissens könnten mich rehabilitieren. Was er niemals tat, er würde sicherlich auch diesmal nicht einer anderen Empfehlung konsultieren. Jeden heiligen Winkel der Fleischbeatmer trieb er er vor sich her, Schmerz und Wollust. Mich hatte er meiner Seelen Unsterblichkeit geschworen und Wiedergeburt versprochen.

Stattdessen aber kamen sie zu Tausende, Anbeter der Gewohnheit, notorische Blutsauger und Beutelschneider. Entfesselt wie wildgewordene Dornenvögel, im Zeichen der Sucht, konsumberauscht, Getriebene der Macht, Seelen der Disharmonie. Ihre Häupter schmückten sie feierlich mit Blätterkrone, Hassalgen und Herzenslaub, ihr Atem verschleuderte verführerisch rostigen Rosenduft.

Sie spielten noch einmal die Tage ihre Kindheitsträume, die Ereignisse ihrer Kräfte, Dornröschen auf Illusionen gebettet. Goldene Kelche und Schalen befüllten sie heimlich mit ihren bitteren Tränen, ihr Lachen war vergilbt, selten noch echt, faulte in den Tag hinein und zerfiel. Zur Seemitte trieben sie die geschrumpfte Anzahl der Schwäne zwischen die Plastikberge, die schnabellosen Wesen keuchten schwer.

Dann tauften sie deren Häupter mit gereinigtem Mittagssilber, passend zum Naturschauspiel, sie belebten die sozialen Netze weltweit. Gemeinsam frömmelten sie über den uneigennützigen Zweck, über die guten, alten Zeiten, naturwirklich, als die Sehnsucht sich noch in ihre Traumbilder bettete. Am Seeufer verirrten sich eine Handvoll Bachstelzen, die Schnäbel voller Rauch und Irrtümer.

Gefolgt von all den Sternenkinder, die noch immer in unschuldige Hände sangen, warteten wir alle noch eine Weile auf ein verheissungsvolles Wunder. Es wurde daher kaum noch gesprochen, ja sogar geflüstert, so sehr sehnten wir uns nach einer echten Drachengeburt. Die Zeit verging, nach und nach, in der Selbsttäuschung, im Vergeltungsimpuls, in der Stromkraft der Schuld. Reue bricht jene Schwelle des Stolzes. Wir vermuteten stark, ohne Asche wird kein Phönix steigen, ohne Schwalbe war es auch kein Sommer.




© Marcel Strömer
[Magdeburg, den 29.04.2019]


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