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Gedichte über Ironie - Seite 99


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Das Heckenschneiden

Im sonnigen Herbst, das ist wohl ganz klar,
wird die Hecke geschnitten jedes Jahr.
Sie wächst sonst zum Himmel voller Stolz;
und unten ist nichts mehr als pures Holz.

Das ist was für Männer aus Tradition;
das macht unser Opa seit Jahren schon.
Der ist noch ganz rüstig und steigt auf die Leiter
bewaffnet mit Heckenschere, Schnaps u.s.w.

So schneidet er kraftvoll ohn‘ Rast und ohn‘ Ruh‘,
am Fenster steht Oma und schaut dabei zu.
Sie ist voller Stolz noch auf ihren Mann,
was der in dem Alter noch alles kann.

Doch plötzlich bekommt dieser `ne Gänsehaut
als er in des Nachbars Garten schaut.
Da liegt doch ein Mädchen – da ist er ganz platt,
so wie der Herrgott sie erschaffen hat.

Jetzt läuft’s ihm ganz eiskalt über den Rücken
und starrt sie an – ganz voll Entzücken.
Die macht sich nichts draus, das ist ja der Clou,
und Opa bekommt den Mund nicht mehr zu.

Die Oma, die ganz wachsam zur Kenntnis nimmt,
dass hier offensichtlich etwas nicht stimmt.
Und weil typisch als Frau sie zur Eifersucht neigt,
vorsorglich selbst auf die Leiter steigt.

Jetzt trifft sie der Schlag, - das ist nicht gelogen,
sie währe beinahe von der Leiter geflogen.
„Du Wüstling“, sagt sie, „ich bring dich auf Trab,
steig‘ sofort von dieser Leiter hinab!“

Nun konnte der Opa aber etwas erleben,
das hat es in seinem Leben noch nie gegeben.
„Dass du dich nicht schämst du lüsterner Sack,
mach, dass du ins Haus gehst, aber zack zack!“

Die Oma, die hat ihn schon kräftig vergattert,
der grinst in sich hinein, als wär‘ er verdattert.
Denn alles hat auch seine guten Seiten:
Jetzt muss die Oma die Hecke schneiden!
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