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Gedichte über das Internet - Seite 16


Kränkungsrituale und Stigmatisierungsformen im Netz

Kränkungsrituale und Stigmatisierungsformen im Netz

Die primitivste und die einfachste Art:
Einen User im Forum zu sperren!
Diese Entscheidung ist zwar manchmal hart,
Doch sie zeigt die Macht von Damen und Herren.

Fakenews, Beleidigungen, Obszönitäten
Verlangen manchmal nach dieser Härte.
Würde sich dabei ein Forum verspäten,
Wäre es offen ein Unrechtsgefährte.

Mitunter werden dann Gute gemobbt,
Wo Neid und Missgunst regieren,
Die Humanität im Mainstream leider floppt
Und Menschen sich zum Mobben verführen.

Will man einen Schreiber nun brandmarken,
Wird man das Schreiben ihm nicht verbieten:
Er soll schreiben und ja nichts wegsargen,
Das Sperren wird dabei gerne vermieden.

Denn jetzt redet man seine Werke schlecht,
Ohne Gnade, kann sumpfend so waten.
Selbst ist man dabei meist ungerecht,
Doch dies wird dem Mobber kein Schaden.

Hat man den User damit nicht vertrieben,
Sucht man im Netz nach Kumpanen,
Kann die Untat so auf andere schieben
Und zur Dauerkritik sie anmahnen.

Sowie ein Beitrag vom User erscheint,
Wird sofort einer darüber erstellt,
Damit niemand lobt oder gar beweint,
Was von ihm ins Netz gestellt.

Kann man ihn immer noch nicht vertreiben,
Den man inzwischen doch stigmatisiert,
Muss man sich neuer Strategie verschreiben:
Niemand lese mehr, was da sprachlich geführt.

Man löscht bei ihm deshalb alle Klickzahlen,
So dass jeder naive Leser denkt,
Das Opfer wär' uninteressant, ohne Zahlen,
Also längst in den Hades gelenkt.

So hofft man endlich den zu vertreiben,
Der dafür natürlich gar nichts kann,
Um ihm das Posten auf Dauer zu verleiten,
Er abhaut, der ungeliebte, anstrengende Mann!

Merke: Das Netz ist nicht so human,
Wie soziale Netzwerke es glauben machen.
Nicht über allem schweben Taube und Schwan –
Und oft ist es nichts, als ein Würdeverlachen.

Doch längst weht im Netz ein anderer Wind,
Weil viele das nicht mitmachen,
Wo nur noch Mobber und Geister sind
Als Ausbund von Teufels Rachen.


©Hans Hartmut Karg
2019

*
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Das Internet ist tot

Alles was mach, mach ich online
Keine Sorge, es wird bald wieder sein
Oh, Schockschwerenot
Das Internet ist tot

Ich sitze ganz perplex
Starre auf den Bildschirm jetzt
Und lese diesen Text
„Du bist nicht mehr vernetzt“
Ohne mein Internet
Ohne meine Lieblingsstreams
Wer schickt mir ganz honett
Die beliebtesten und schönsten Memes

Was für ein schweres Los
Keine Katzenvideos
Nie wieder freie Pornos
Und keine HD Bilder von jemandes Frühstücksbrot
Was ist das für ein Shit
Das hier ist nun mein Fazit
Und schreibe es gleich als tweet
Doch das Internet ist leider immer noch tot

Wie bleibe ich in Kontakt
Mit meinen Freunden auf der Welt
Meine Katze als Davids Akt
Woher weiß ich, ob ihnen dieses Bild gefällt
Wohin soll ich meine Selfies tun
Ohne mein liebes Instagram
Woher bekomm ich nun
Den nutzlosesten, doch billigen Kram

Es ist für mich ein Schock
Kein einziger Videolog
Oder irgendein anderer Blog
Ohne Google Maps, weiß ich nicht, ob ich hier falsch abbog
Was soll ich denn jetzt noch tun
Ich fühl` mich so hilflos nun
Wie ein frisch geköpftes Huhn
Denn das Internet ist immer noch leider tot

Was mach ich ohne Internet in meinem Haus
Ein Buch lesen oder gehe ich doch hinaus?
Das klingt doch nach einem Plan
Es sprach doch einst ein Mann
Oder war es doch eine Frau
Ich weiß es nicht genau
„Nutze das Leben und auch den Tag“
Dass ich mich jetzt nach draußen wag`

Angst umschließt mich ein
Doch ich werde nach draußen gehen
Ein Bein nach dem andreren Bein
Und ich muss doch eingestehen
Die Angst ist nun fort
Ich muss nur weitergehen
Denn dieser nicht virtuelle Ort
Ist einfach nur wunderschön

Die Tweets, die ich vernehm
Stammen von Vögeln im Baum
Sowas schafft kein Soundsystem
Es ist wie in einem Traum
Ich spaziere in die Welt hinaus
Ganz einfach normal und völlig schlicht
Rede mit Freunden im Kaffeehaus
Die Emojis entstammen ihrem echten Gesicht

Es gibt keine Spiele, die mich fragen
Wann ich endlich wieder online bin
Es gibt keine Trolle, die mich plagen
Mit geistlosen wie vulgären Schwachsinn
VLogs, in denen jemand spricht
Was ihm auf der Welt so stört
Und man denkt sich schlicht
Dass er zum Psychiater gehört

Keine Tweets, keine Vlogs
Keine Selfies, keine Blogs
Keine Trolle, keine Streams
Keine Hater, keine Memes
Die Welt ist endlich wieder im Lot
Kein Google Map, keine Spam
Kein lol, Kein Instagram
Keine Katzenvideos
Oder Bilder von Klos
Denn das Internet ist endlich tot

Ich bin endlich befreit
Von bit und Terrabyte
und dieser Onlinezeit
denn es gibt nur noch ein Gebot
Ich will abheben
ich will nun schweben
und die Welt erleben
denn das Internet ist endlich tot.
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