Hommage an Hölderlin
Und wären die Himmlischen
Nahe der Berge, gar mir nah,
So gäbe der Wald den Tau frei,
Als wäre das Tal nie ohne Wasser.
Diotima wäre frei mir ganz,
Nicht mehr eingehegt in Familie, Stadt,
Gesellschaft, gefangen in Konventionen.
Sie wäre enträtselt, entschleiert dem Leben.
Ihr, Himmlische, gäbe es noch
Mein antikes, mein früheres Griechenland,
Wie selig würde ich mit ihr
Durch Olympias Berge wandern?
Ich würde sie lieben, halten und herzen,
Immerwährend nur bei ihr sein,
Tag und Nacht sie beehren –
Ganz in Eurem göttlichen Sinne.
So aber lässt mir die Zeit keine Zeit,
Die Gesellschaft kein Recht
Mit ihr die Tage im Süden zu leben.
Es winkt schon der Turm.
Was bleibt ist mein Gesang,
Er überdauert die Zeiten,
Öffnet den herrlichen Isthmus mir,
Den Gang – frei ins Offene...
©Hans Hartmut Karg
2020
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