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Gedichte über Hoffnung - Seite 360


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Schneller Besuch

Er hat ihr geschrieben
eine E-Mail aus dem Zug,
er würde sie lieben,
doch ihm wär‘s nicht genug.
Er hätte etwas gefunden,
er sei doch sehr klug.

Als einst seine Frau ihn verließ,
er beim Wohnungswechsel
auf diese Frau stieß.
Sie war hier im Urlaub
und fuhr anderntags.
Er konnte sie nur sprechen
und merken, dass sie ihn mag.

Wer weiß, was er versäumte,
da er immer nur von ihr träumte.
Sie schrieben sich E-Mails,
oft genug in der Nacht.
So konnten sie lesen,
was der Partner gern gemacht.

Sie wollte knutschen,
er wollte kneten,
er wollte massieren,
Er wollte sie frisieren,
sie wollte beten,
er würde gern stieren.

Heute hatte er nebenbei erfahren,
ihre beiden Fußballteams seit Jahren
gegen einander spielen
und dabei auf einen Cup zielen.
Und heute sei es wieder soweit,
ein Sonderzug stünde bereit.

Er lief nach Hause und warf aufs rasche
Geld und Sachen in eine Tasche,
hetzte zum Bahnhofsabfahrtgleis,
kaufte ne Karte zum gesponserten Preis.
Würde der Zug alle Zeiten einhalten,
hätte er drei Stunden, zum Liebe gestalten.

Sie las seine Mail mit klopfendem Herz,
hielt sie erst für nen dummen Scherz.
Ein Anruf beim Club und weitere Schreiben-
verrieten, der Zug würde drei Stunden bleiben.
Sie fiel bald in Ohnmacht vor Erregung,
im Geist sah sie schon die Bewegung.

Was zieht man zum Empfang an,
schließlich kommt ein besonderer Mann.
Sie duschte und sprayte,
stand vor dem Spiegel und spähte,
rasierte und frisierte,
zum Schluss sich aber genierte.

05.03.2020©Wolf-Rüdiger Guthmann
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