(Durch die Krise in der Windbranche haben viele Arbeiter ihren Job verloren. Ihnen ist dieses Gedicht gewidmet)
Das letzte Blatt, vom Winde verweht,
nun steht es da, im Hafen von Bützfleth.
Rote Streifen leuchten auf beiden Seiten,
von Hand laminiert in langen Arbeitszeiten.
Sei stolz liebes Blatt! Du hast es geschafft.
In dir steckt der Wille und des Arbeiters Kraft.
Mit Geist und Knowhow erdachten dich die Kollegen,
geboren aus unzähligen Glasfasergelegen.
Fleißige Hände unterschiedlicher Nationen
gaben dir Halt mit Epoxidharzinfusionen.
Abgedeckt mit Folie vor dem Erhitzen,
kamst nicht nur du beim Tempern ins Schwitzen.
Die Erbauer haben Erfahrung und davon viel,
denn das Schaumstoffpuzzle ist kein Kinderspiel.
Man nennt es Sandwich im Fachjargon,
das verstärkt wird mit Gurten aus reinem Karbon.
Du bist federleicht, über 50 Meter lang.
Jedes Model wäre gern so wie du gertenschlank.
In Wechselschichten bis spät in die Nacht,
hat man für den Blattbau zwei Hälften gemacht.
Wie ein Brautpaar liegen sie da, nur der Pfarrer fehlt,
und warten geduldig, bis man sie vermählt.
Statt Trauring ist Kupfer in den Rotorblattwänden,
geklebt und gespachtelt mit bloßen Händen.
Deine grandiose und elegante Form
verdankst du einer mühseligen Konfektion.
Dein Körper geschliffen, die Haut ist ganz rein.
Viele Lungen sogen dabei den Staub ein.
Sie gaben dir ein Kleid, glänzend und blütenweiß.
Es ist getränkt mit viel Mühe und Schweiß.
Das letzte Blatt, bald vom Winde gedreht,
mit dem Lastkran verladen im Hafen von Bützfleth.
Sei stolz auf die Streifen und gib Acht im Leben!
Wir haben uns mit dir sehr viel Mühe gegeben.
Blatt Vierhunderteinundzwanzig sei stark,
mach zu Strom unsere Kraft im Nordseewindpark!