Wenn des Herbstes lange Schatten
den kahlen Rosenzweig erreichen,
wenn auf der Gräser feuchten Matten
des Sommers Blütenblätter bleichen,
der graue Nebel sein Gewand
über bunte Farben streift,
der Nächte Frost mit klammer Hand
vom Strauch die letzte Beere greift,
erfasst mich tiefe Traurigkeit,
kriecht Schauder unter meine Haut,
beschleicht mich trübe Einsamkeit,
vor der dem bangen Herzen graut.
Doch alle Trübsal, aller Kummer
enden mit der Winternacht,
nach des Rosenzweiges Schlummer
schmückt ihn neu die Blütenpracht.
Es strahlt das Beet in neuem Glanze,
am Baume helle Frühlingskerzen.
Ich wiege mich mit Dir im Tanze,
zur Hochzeit unsrer beider Herzen.
Traut schweben wir mit leichten Schwingen
auf einem Meer von Blütenschaum,
zwei Glocken, die in Eintracht klingen,
begleiten unsern Liebestraum.
Günter Uebel, 1953