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Gedichte über Hass / Wut - Seite 58


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Nur einen Augenblick lang!

Im Schutzgraben hockt er mit Kameraden zusammengepfercht.
Die Gewehre knattern monoton.
Die Panzer rollen,
wie schwere Schlachtenrösser übers Feld.
Das Geschrei der Verwundeten,
die im Dreck krepieren,
ist kaum noch auszuhalten.
Sie wollen raus!

Ein Schrei ruft sie zum Fertigmachen.
Noch ein Schrei und sie stürmen los.
Kein Gedanke an den Tod
oder Schmerz.
Nur fürs Vaterland und die Familie.

Kein Blick für die Kameraden,
die schon niederfallen weil sie nur ihre Köpfe über Den Grabenrand hielten.
Kein Blick für die Kameraden,
die in den Graben zurück fielen gleich nach dem Herausklettern.
Keinen Blick für die Toten,
über die sie stampfen,
welche mit ihrem Blut die Felder färben.
Nur laufen,
nur durch,
für weitere Zweihundert Meter Land.

Sie rennen um ihr Leben.
Längst ist die Gruppe auf ein Viertel geschrumpft
und noch nicht einmal die Hälfte erreicht.
Längst sind sie schon Einzelkämpfer.
Längst ist er allein.

Er sieht wie die Granate vor ihm liegt
und erschreckt.
„Was ist das?
Oh nein,
ich sterbe.
Mutter, Vater, meine Brüder.
Schön war´s als wir damals im Sandkasten Soldaten spielten.
Als ich in die Schule kam,
die Bösen Jungs.
Schön der Abschluss,
schön unsere Kneipengänge.
Schön das stolze Gesicht meiner Eltern beim Führerschein,
bei der Ausbildung.
Schön ihr stolzes Gesicht als ich zur Armee ging.
Schön und erhebend die Worte meines Vaters als er meinte,
nun bist du ein Mann.
Ja schön war´s zu Hause.“

Sein Blick streift, tränenuntersetzt, noch einmal um.

„Was mach ich in diesem Wahnsinn?
Ich will raus,
ich will nach Haus.
Mutter,
Vater ich liebe euch.“

Zu Hause,
die Mutter schreckt auf und beginnt zu weinen.

13.03.2000
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