Gedichte über Guten Morgen - Seite 90

Zwei Herzen kaspern und sind noch wach.
Ein schiefer Baum singt schmutzige Lieder.
"Es wird dunkel", murmelt ein fleißiger Bach.
Ein Tausendfüßler streckt seine Glieder.

Laternen beleuchten Wege zum Schein.
Und die Schatten ? Verschwinden in tiefer Nacht !
Die Welt fällt wie ein schwerer Stein;
schnarcht leis, wacht auf und lacht.

Ein neuer Morgen ahnt das Licht
und erste Spatzen räuspern fein;
die junge Stunde gähnt und bricht
ihr Schweigen und fingert ins Sein...

Laut knackt ein Uhrzeigergebein
und weckt den ersten Sonnenstrahl,
marschiert, grüßt frech und wird gemein,
wird Schöpfungstag, der Jugend stahl.

Ein alter Abend sucht den Schlaf;
und erste Sterne zwinkern wild.
"Es wird dunkel", murmelt ein Schaf,
reckt seine Glieder und träumt mild...

Copyright Daniel Behrens

Nebel schleichen
durch das Grün.

Himmel hängt
sehr tief.

Dazwischen gammelt
eine Lücke -

zitternder Lichtstrich
verschwommener Luftflucht !

Er wächst,
reckt sich hefeträge
und schiebt

Oben nach oben
und
Unten nach unten.

Da, endlich:

Flutendes Graslicht !

Copyright Daniel Behrens

Dort oben feuchtet
der Himmel blauweiß
und unten leuchtet
so goldgelb der Mais.

Die ersten Tropfen
verdampfen so hell,
still ruht der Hopfen,
es atmet die Welt.

So freundlich der Tag
wacht auf von der Nacht,
mit Gesang und Schlag
schon die Elster kracht.

Es tönt in den Wäldern,
mich flutet ein Traum,
es streicheln die Felder
meiner Seele den Saum...

Copyright Daniel Behrens