Eine Woche bevor mein Sohn Geburtstag hatte,
kniete sein Onkel bei uns auf der Matte.
Er wolle ihm eine Autorennbahn schenken,
da müsse man heute schon dran denken.
Auf unserem Boden, der leer seit Jahren,
könnten doch die schnellen Autos fahren.
Drei Böcke mit langen Brettern belegen,
Schienen drauf, schon könnte sich’ s regen.
Ich wollte es doch etwas fester bauen
und würde nur drei stabilen Tischen trauen.
Morgens stand am „Schwarzen Brett“
dass ich gern alte Tische hätt.
Und für den, den es interessiert,
die Selbstabholung sei garantiert.
Kaum zurück von der Arbeit Fron,
hörte ich bereits unser Telefon.
Von den reichlich angebotenen Tischen
konnte ich fast drei gleiche erwischen.
Die Freude hat meine Stimmung gelenkt,
ich hab die Tische dem Jungen geschenkt.
Beim Aufstellen war einer etwas zu groß,
da bildete sich ein hässlicher Stoß.
Außerdem war er sehr schwer,
das kam von den stabilen Beinen her.
Also Rennbahn entfernt, den Tisch gedreht,
Säge genommen, doch erst mal gespäht.
An jedem Bein war eine Platte montiert,
als hätte man die Höhe justiert.
Und jede hatte einen breiten Ritz,
wie bei den Sparbüchsen der Schlitz.
Die erste Platte entfernt, „Ohhhh! „
Das ging noch dreimal so.
Die Beine waren ausgehöhlt
und als Versteck für alte Münzen gewählt.
Alles voller Gold- und Silberstücken,
doch unbekannt die Zahl und der Rücken.
Wer weiß, wer so ganz ungeniert
die Einnahmen am Abend deponiert.
Vielleicht musste er gerade deswegen sterben
und konnte es niemand mehr vererben.
Wir schafften den Tisch in die Garage
und hatten Aufregung für fast drei Tage.
Die verständigten Museenchefs und die Polizei
kamen samt Presse und Fernsehen vorbei.
Am Geburtstag klingelte das Telefon,
der Schatzminister in eigener Person.
Er könne zwar nicht viel verraten,
doch mein Sohn bekäme den goldenen Spaten,
und sein gesetzlicher Finderlohn
betrage zehn Prozent von über einer Million.
Onkels Geburtstagsgeschenk ist rennbereit,
doch dafür hat jetzt keiner Zeit.
2012 © Wolf-Rüdiger Guthmann