O wie öde wär das Leben
würde es keine Geburtstage geben.
Jeder Geburtstag ist ein Grund
viel zu bewegen seinen Mund.
Einer beginnt, „ach weißt Du noch,
als von der Bombe hier ein Loch?
Vom Eckhaus fehlte eine Wand,
und sein Dach hat hell gebrannt.“
„Das konnte nur Phosphor sein“,
fiel dem nächsten dazu ein.
Daran erinnert man sich jedes Jahr,
denn gestorben wären alle um ein Haar.
Wenn verquatscht die erste Stunde,
dann beginnt die Kaffeerunde.
Bei Kuchen, Torte, Sahne, Eis
sind die meisten erst mal leis.
Wird jedoch ein Schnaps geboten,
streckt gleich jeder seine Pfoten.
Oma holt aus dem Wäscheschrank
was sie dort sammelt ein Leben lang.
Kleine Gläschen für den Schnaps,
der gebrannt aus Reis und Raps.
Die Kinder sammeln die leeren Flaschen,
um verdünnt den Rest zu naschen.
Opa animiert zum Rauchen,
jetzt kann jeder Zigaretten schlauchen.
Die Frauen die Geschenke bringen
und das Geburtstagskind muss singen.
O ihr Götter steht ihm heimlich bei
im Himmel ist kein Platz mehr frei.
Jeder sitzt mit Schnaps und Bier
zwischen leerem Geschenkpapier.
Sofort als die Musik erklingt
das erste Pärchen tanzt und singt.
Die Schuhe kommen vor die Tür,
denn besser tanzt sich’s ohne „ihr“.
Wer nicht tanzt, der schenkt sich ein
und wird wie‘s letzte Mal betrunken sein.
Wenn der letzte geht wird abgeschlossen
und Geburtstagsreste am nächsten Tag genossen.
20.08.2018 © W.R.Guthmann