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Gedichte über das Gedicht - Seite 264


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Deine Hände

Wieder sitze ich bei dir.
Du bist gerade eingeschlafen.
Mein Blick fällt auf deine Hände.
Wie durchscheinend sie doch geworden sind.
Deine Haut erscheint wie Pergament.
Man sieht, was darunter liegt…
Ich sehe Altersflecken, deine Adern, Knochen…

Deine Hände.
Hände, die nur du hast.
Sooo viel haben sie erlebt.
Als du Kind warst, haben sie Schneemänner gebaut,
gemalt, geschrieben, gestrickt, gebastelt, geformt….
Ich weiß, du warst auf dem Feld, hast mitgeholfen bei allen Arbeiten.
Deine Hände haben gekocht, gespült, gebügelt, gewaschen, geputzt,
tapeziert, gestrichen und so vieles mehr.
Zugepackt, losgelassen, gestreichelt, gehalten, getragen….

Sie waren voll Farbe, Dreck, Putzmittel, Creme, Teig und vielem mehr.
Manchmal hast du dich geschnitten, gerissen, abgeschürft, eingezwickt…
Kleine Narben erzählen davon….

Die Finger trugen einen Ring, wenn du ausgegangen bist, auch mehrere.

Bestimmt – haben deine Finger auch mal in der Nase gebohrt…
Ich hab`s zwar nie gesehen….es heißt aber, das macht so ziemlich jeder mal…
Entschuldige, ich muss lachen….
Was würdest du wohl sagen, wenn du mich jetzt hören würdest?
Es sind einfach Gedanken, die mir gerade durch den Kopf gehen.
Fast schäme ich mich dafür....doch sie sind nun mal da.
Ich glaube, du würdest mit mir lachen...

Wie lange wären deine Fingernägel, wenn sie nie geschnitten worden wären?
Wie oft hast du meine Hand gehalten? Mich geführt, angezogen, mir geholfen?
Jetzt haben deine Hände keine Kraft mehr….Sie reicht gerade, sie in meine zu legen…

All das bist du. All das gehört zu dem, was dich ausmacht.
Ein schönes Gefühl deine Hände zu halten, all das zu spüren.

© A. Namer
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