Gedichte Über Gedanken - Seite 598

die Tage vergehen schneller
dunkle Nächte dehnen sich aus

die Augen von Schatten geblendet
erschrecken vor dem Feuer der Sonne

meine Handflächen brennen
bei der Berührung von Schnee

ich suche noch zu erfüllende Ziele
die in tiefen Träumen begraben sind

Träume, die im Fluss der Nacht ertrinken
der durch die Wolkenschwärme dringt

Wände verlieren sich in der Leere
in den stillen Winkel meines Geistes

vom Echo der Einsamkeit überwuchert
stehe ich abseits in überfüllten Räumen

auf dem Kissen eine schwarze Lotusblüte
erfüllt von meiner Traurigkeit

widerhallendes Flüstern stummer Ketten
jagt meine Seele durch die Schattenzeit

mit meinem Verfall schwinden Erinnerungen
beginnen in den Nähten zu verblassen

im fahlen Meer aus schwarzer Tinte
kentert mein Boot am zersplitterten Bug

rette mich an den Rand des Ozeans
überlass mich meiner letzten Zeile

- - - _ _ _ - - -

sehe eine Gestalt auf der Kante gegenüber
mir durch Teerregenschichten zuwinken

über der schwarzen Salzlake
schwankt die Rettungsleine

die Leine, die einem Hoffnung gibt
spüre ihren Sog, um noch einmal
weiter zu leben

© meteor 2025

Es ist interessant,
wie man Menschen anhand
von äußeren Merkmalen,
Fähigkeiten und Eigenschaften,
ab- oder zuspricht
nur um sich anhand Dessen
selber aufzuwerten
und andere
klein zu halten.

© Michael Jörchel
…

Es ist leichter
die Meinung anderer zu verurteilen
und zu tabuisieren
als sich selber mit diesen Gedanken
auseinanderzusetzen
und möglicherweise
die eigene Meinung zu hinterfragen.

© Michael Jörchel
…

Wir sind so sehr darum bemüht anderen zu gefallen.
Und während wir uns darum bemühen
mögen wir uns immer weniger.

© Michael Jörchel
…

Verfolgst du ein Ziel oder läufst du vor etwas davon?
Wenn du nur davonläufst
dann wirst du dein Ziel aus den Augen verlieren.

© Michael Jörchel
…

Materielle Dinge füllen meistens Räume
aber sehr selten Herzen und Seelen

© Michael Jörchel

Ich bewundere Statuen
wie sie da stehen
voller Anmut und Kraft
von Künstlerhänden erschafft
bei Kerzenlicht
von allen Seiten besehen
geformt nach
einem Gedicht
ihre Erschöpfer
dem Wahnsinn nahe
als sie ihre Schöpfung
fertig sahen

perfekte Körper
befreit von
überflüssigem Material
kein Makel stört mehr
seidenähnlich
stromlinienförmig
ästhetisch
ätherisch
ideal

die prüdesten Köpfe
empfinden Begierde
beim Anblick
dieser Vollkommenheit
dieser Zierde

jede denkbare Bewegung
ein mathematisches Wunder
eine grazile Erhebung
im goldenen Schnitt
vollzogener Schritt
verzaubert im
Augenblick

ein Lächeln
in Stein gemeißelt
regungslos, hart
eingravierte Augen
wie durch Medusa
versteinert
erstarrt

jede Umarmung
steif und quälend
Herzen aus Stein
marmorierte
Seelen

kein Laut entweicht
ihren Kehlen
Vollkommenheit
heißt
das Leben
abzulehnen

© meteor 2025

Stumm bleiben die Gedanken,
die Tage, sie vergehen,
bist bewegungslos,
verlierst jeden Traum,
vergisst zu atmen,
zu leben das Leben,
wie ein Vogel, der fällt, -
mitten im Flug.

Wie ein Bach, der sich staut,
vergisst zu fließen,
statt die Felder zugießen.
Das Leben für dich
ein fensterloser Raum,
es brennen die Narben,
wollen nicht gehn, schmerzen,
krallen sich fest, tief in dir drin.

Stumm bleiben die Gedanken,
verlierst den Atem,
zu leben das Leben,
wie ein Vogel, der fällt, -
mitten im Flug.


© Soso