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Gedichte Über Frühling - Seite 28


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Ehrenpreis ( veronica officinalis)

Ehrenpreis, du kleine Blaue,
überall wohin ich schaue
leuchtest du, du Himmelsstern,
jedes Menschlein hat dich gern.

Viele deiner starken Namen
aus dem Mittelalter kamen.
"Zittli", "Bunger", "Männertreu",
"Allerweltsheil", mir nicht neu.

Bist als Pflanze sehr bescheiden,
magst nicht zu viel Wasser leiden,
Boden kann sehr sauer sein,
keinen Dünger find'st du fein.

Wenn am Waldrand ich dich finde,
dein Blatt ganz genau ergründe,
und es ist Frühsommerszeit,
ja, dann ist auch Erntezeit.

Bis zu 30 Zentimeter
kannst du werden, und ein jeder
schmeckt's: balsamisch bitter fein,
oberirdisch muss es sein.

Samen sind wie kleine Tüten,
aus vier Blättern sind die Blüten,
hellblau, lila, selten weiß
in der Mitt' ein heller Kreis.

Fast vergessen bist du heute;
im Mittelalter viele Leute
haben dich sehr hoch verehrt
und dich "ettlich Tag" verzehrt,

wenn die "Pestilentz" will wagen
oder "Krätze, böser Schaden,
Spinnenbiss, eitrig Geschwür,
gut Gedächtnuß bringts hervür".

Reinigt es auch das "Geblut",
macht dem Traurigen frohen Mut,
"Heylt ober die Maßen fein"
"Leßt das Gifft nicht Meister sein".

Auch erwähnt wird die Vermutung
gegen Hexen und Verfluchung,
ein "fürtrefflich artzeney
gegen Wund und Schnitte sey".

Ist das Kraut in Wein gesotten
kannst auf jedes "Unheyl" spotten
nimmst "drey Loth dreymal am Tag",
dann böser "Unrath" dich nicht mag.

Heute sollten wir dich achten
denn du heilst mit zarten, sachten
Kräften uns ganz wunderbar
im Tee und Smoothie, ist doch klar.

Veronica, ein Superfood,
"thust allen Organen gut",
sehr empfehlsam: frischer Saft
gibt uns Wohlsein, gibt uns Kraft.

Ich bin dir sehr nah verbunden,
widmete dir viele Stunden
meiner Kindheit Himmelsstern.
Ja, ich hab dich Blümlein gern.

Zärtlich fühlen wir uns beide.
Und es ist mir eine Freude
dich in der erlauchten Runde
vorzustell'n in dieser Stunde.
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