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Gedichte über Familie - Seite 18


Vertrauter Fremder

Gegenüber ein Mensch.
Aus Fleisch, Knochen, Haut und Haaren und allem was so dazu gehört.
Ein Mensch aus Blut.
Blut sei dicker als Wasser, hörte ich einmal von ihm.
Mein Hämatokrit ist sicher geringer als deiner, ebenfalls eine Tatsache.

Gegenüber ein Mensch mit seiner schillernden Maske.
Eine Maske mit alten Kratzern und neuen Klecksen.
Sie ist mir vertraut und stört mich nicht mehr.
Ich habe mir auch eine zugelegt, obwohl ich das nie wollte.
Sie grinst dir dämlich entgegen.
Haben wir den Mut sie abzunehmen, uns so zu zeigen, wie wir sind?

Hinter der Maske ein Gesicht.
Mit zwei Augen, einem Mund und einer Nase, alles wo es so hingehört.
Ein Gesicht mit einer Nase. Es sei die Charakternase der Familie.
Was sagt eine große, unförmige Nase über den Charakter aus?

Gegenüber ein Mund der spricht.
Daraus fließen Worte, deren Inhalt voller Bilder.
Früher waren es Worte, die mich gegen eine Wand stellten.
Flucht und Angriff ausgeschlossen.
Manipulation mit einer Schleife aus Liebe. Schön verpackt.
Ich gebe nicht mehr viel auf Worte.

Gegenüber ein Mensch mit einer Stimme.
Harmonisch, melodisch und warm. Mich friert es.
Ich erinnere mich daran, dass ich diesen Klang einmal liebte.

Gegenüber ein Mensch mit Gedanken.
Mir wird Einblick gewährt.
Diese Gedanken tragen ähnliche Farben wie meine.
Wie kann das sein? Haben sie doch kaum Einfluss genommen, waren verborgen und unerreichbar weit weg.

Gegenüber zwei Augen die neugierig staunen.
Spiegel der Seele, sagt man.
Kleine mandelförmige, wache Fischaugen.
Darin glitzernd Angst und Freude.
Ich sehe mich selbst im Spiegel deiner Augen.
Wie sehen sie die Welt?

Gegenüber zwei Hände.
Zierlich und kraftvoll zugleich, gezeichnet vom Leben.
Diese Hände können Liebe geben, hoffte ich einmal.
Nun ruhen sie geduldig oder schweben unsicher tanzend durch die Luft.
Luftschlösser malen sie noch immer meisterhaft.
Meine kleineren, kalten Verwandten suchen bei sich selbst Halt.

Gegenüber ein Mensch, der riecht noch nimmer nach Geborgenheit und Geheimnis.
Ich mag Menschen mit beständigen Duft. So darf kein anderer Mensch riechen.
Kannst du mich überhaupt riechen, jetzt wo ich nicht mehr nach unbeschriebenen Papier dufte?
Ich trage mein Lieblingsparfum.

Gegenüber ein lebensvolles Buch.
Kennen tue ich nur wenige deiner Seiten.
Auch meine Seiten sind bekritzelt und befleckt mit Schokolade und Kaffee.
Bist du interessiert an der Geschichte?
Ich möchte keine Märchen mehr hören.

Gegenüber sitzend zwei fremde Menschen.
Vielleicht können sie sich kennenlernen.
An alte Zeiten anknüpfen ist nicht möglich.
Beide sind gewachsen.

Gegenüber zwei vertraute Herzen.
Vielleicht schlagen sie im selben Takt.
Beide tragen Liebe in sich.
Gegenüber sitzend ein Vater und seine Tochter.
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Grimmelshausen in Hanau

Grimmelshausen einem armen Adelsgeschlecht entstammt,
um 1622 in Gelnhausen geboren, wurde er zur Namensgebung,
Johann (Hans) Jacob Christoffel von Grimmelshausen genannt,
war geflüchtet im Dreißigjährigen Krieg in die Hanauer Festung,
die unter Befehlsgewalt des General Jacob von Ramsay stand.

Er wurde mehrmals verschleppt durch kriegerisches Schaffen,
zu leisten Kriegsdienst am Schreibtisch und an den Waffen,
arbeite als Schaffner, Burgvogt, Gastwirt und auch Schultheiß,
war Ehemann, Vater und Schriftsteller, auf eigenes Geheiß.

Der größte deutsche Barockdichter im 17. Jahrhundert er war,
mit seinem Buch „Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch“,
veröffentlichte er 1669 einen Roman, der sehr bedeutend sogar,
herausgegeben wurd‘ in vielen Sprachen, darunter auch Deutsch.

Darin zu lesen ist, dass ein Junge in der Festung Hanau stand,
der hatte ein Büchlein aus Birkenrinde mit Gebeten in der Hand,
Schuhe aus Holz, Schuhbändel, die gewebt aus Rinden von Linden,
die Haare staubig, am Rock konnte man tausend Flicken finden.

Im Jahr 1676 ist er in Renchen, während eines Krieges, verstorben,
seine Ehefrau, Catharina Henninger, hatte ihm zehn Kinder geboren,
diese konnten in einer friedlicheren Welt durch ihr Leben geh‘n,
ihm zur Erinnerung, eine Friedenslinde im Schlossgarten soll steh‘n!

Die sei ein Symbol, mit universeller Liebe, den Frieden zu gestalten,
zu stärken den Willen der Menschen, für das Zusammenhalten,
das Wachstum der Solidarität untereinander zu fördern, als ein Ziel,
damit der Frieden in unserer Zivilisation bleibt weiterhin stabil!

© Barbara Mewes-Trageser
2021
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