Gedichte Über Ewigkeit - Seite 72

„So sei's“

Gebunden an Minuten, Tage,
An des Leibes Vergänglichkeit.
Da treibt uns um die bange Frage:
Gibt's überhaupt die Ewigkeit?

Sind wir denn zwanghaft im Nachdenken,
Dass wir uns selbst gefangen nehmen,
Reinen Wein uns nicht einschenken,
Wenn Gedanken uns oft seltsam lähmen?

„So sei's,“ sagt ständiges Behirnen,
„Dem Körper bleibt die Seele fern.
Zwar mischt man Äpfel nicht mit Birnen,
Hat jemand Geistbotschaften gern?“

„Welche Botschaft?“ fragt sich der Leser,
„Ist denn Vergänglichkeit nicht Fakt?
Wissen wir es denn nicht besser,
Wenn immerzu man danach fragt?“

Es ist, es bleibt uns schon die Frage,
Weshalb unsere Vergänglichkeit,
Die unauslöschlich bleibt als Plage
Dem Leben und der Denknotzeit.


©Hans Hartmut Karg
2024

*

Als Kind war Weihnachten ein Anfang,
ein Schneekristall, zart auf der Hand,
sofort zerschmolzen, doch spürbar noch lange,
ein Wort, das nie zu Ende gesprochen wurde.

Die Welt lag offen, aufgerissen von Licht,
die Nächte ein schimmernder Atem,
und jedes Geschenk – ein Versprechen,
dass etwas kommen wird, das bleibt.

Aber die Jahre haben sich geschlossen,
wie Türen, die hinter einem zufallen.
Der Schnee kommt noch,
doch er weiß nicht mehr, wohin.

Die Stille hat ihren Glanz verloren,
sie legt sich schwer, eine Müdigkeit,
die Lichter am Baum flackern kurz,
flüstern etwas, das niemand versteht.

Doch irgendwo in mir,
eine Spur von damals:
Ein leises Klingen, ein Name ohne Stimme,
eine Erinnerung, die sich nicht binden lässt,
wie Schnee,
der immer wieder fällt.
SDR

Die Sonne lacht, die Natur ist schon lang erwacht.
Draußen ist's schön warm.
Los geht's: "Raus", aber mit Bedacht...
Sei mal nicht so lahm.

Pack die Sonnencreme mit ein, bloß nichts vergessen,
plus noch was leckeres zu Essen.
Wasser, Tee, Salat, Melone..., tun dem Körper gut.
Ein gutes Buch zum Lesen, nur der Tüchtige hat Mut im Blut.

Rein in die engen Radklamotten, ich setz' schon mal die Sonnenbrille auf.
Nur noch anziehen: Socken...und die Radler-Botten,
der Tag nimmt schon lange seinen Lauf.

Noch den Reifendruck ermessen, "Wo fahren wir heut' überhaupt lang"?
"Haben wir auch nichts vergessen"? Ach egal, uns treibt überall hin der Freiheitsdrang.

Entlang an grünen, saftigen Wiesen, hoppelnden Hasen, pulsierend glänzenden Seen.
Vorbei an hügeligen Riesen, immer folgend den Wolken.
"Hast du die, die aussieht wie eine Kuh grad gesehen"?

Ich, dein Seelentröster, Beschützer auf der schönen Reise, der Weg ist immer das Ziel.
Heut' wird garantiert nichts düster, hörst du meine Gedanken leise?
Still, sonst hörst du nicht soviel.

Du, mein Seelenwärmer, das Grinsen steht mir ins Gesicht geschrieben, du erleuchtest mich in hellem Licht.
Der Horizont wird immer ferner, am Bahnübergang müssen wir kurz laufen und schieben,
wir strahlen beide über's ganze Gesicht.

Danach überkommt uns die geballte Glückseligkeit,
wir halten einander des Anderen Hand.
Wir radeln in die Ewigkeit,
tief hinein ins unbekannte Land