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Gedichte Über Erde - Seite 30


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Näive

Erzähl mir bitte mehr!
Die Erde ist wieder eine Scheibe..

Menschen sieht man vielerorts die Wege entlangschleifen.
Hinwegtäuschen soll überzüchtetes Bunt und Vielfalt, der eingekaufte aber doch recht freiwildernde Wille, Weltmächte am Herd, in den klimatisierten Fitnesscenter wird tüchtig therapiert. Das Wertewandelkarussell nimmt endlich Fahrt auf. Schluss mit dem hin- und hergezerrten Ich! Jetzt heißt es: Demokratie der Gefühle! Und auch ich stecke mir den Bindebast ins Haar und spraye etwas biologisches Rosenblütenwasser darauf, bin bereit für den Kampf der Veredelung.

Wartest du etwa auch noch auf den richtigen Zeitpunkt, ich darf dich vertrösten. Es ist nur eine Frage der Zeit! Denn die grossartige Botschaft lautet - noch glimmt in jedem von uns ein, zwei, drei Funken untergehendes Empfinden unseres wahren Selbst! Die moderne Devise: "Zuallererst retten wir die Welt, dann uns - leichtgemacht". "Was uns krank macht, macht uns gesund!" Also schütte ich einfach mal wieder grosszügiger Milch und Honig, Zimt und Zucker in den Frühstückskaffee. Ich beobachte mich, wie ich mir ganz heimlich verschmitzt ins gebügelte Karo, ins Stofftaschentuch aus alten Zeiten flüstere: "Wir meinen es nur gut mit dir! So schlecht ist die Welt auch wieder nicht! Man muss nur wollen!"

So gönne ich mir endlich auch wieder mehr Lebensfreude! Zum Beispiel flüchte mich jetzt gezielt und bewusst euphorisch in die Supermärkte der Kultur- und Bildungshöllen, auf der Suche nach echten Schnäppchen und Preisfehlern, die Naturschutzgebiete für Menschen, oder besser noch, die wahren Wunsch(t)räume eines jeden Volkes. Trotz einiger entsetzten Gesichtern, die alltagsentzaubert zu sein scheinen, zutätowiert im Lächeln, Verlierer für die Ewigkeit, so denke ich - dennoch und gerade deswegen mache ich mich hoffnungsfrömmelnd ans Werk. Ich schaffe das - wir schaffen das! Wir sind das Volk!

Zur guten Letzt ist es auch jedem seine ganz eigene, persönliche Klimakatastrophe - oder etwa nicht? Es geht uns jedenfalls alle an - Verschwörungstheorie und Weltpolitik? Und die täglichen Nachrichten? Ich mache mir eigentlich nix draus. Wir haben ein Recht auf Glückseligkeit! Auch der Mond trägt manchmal schwarz, bei zunehmeden Sorgenfalten! Schlummert nicht in jedem von uns ein übeschüttetes Übergangskindheitstrauma?

Erzähl mir bitte mehr!
Die Erde ist wieder eine Scheibe..
Deutschlands Waffenindustrie belegt weltweit aktuell Platz 3!
Und überhaupt - wer wird dieses Jahr Fussballweltmeister?


Die erste Kunst

Die erste Kunst von Menschenhand,
die man auf Höhlenwänden fand,
war’n mächtige und große Tiere,
die Pferde, Löwen und die Stiere

Von Mammut, Nashorn, der Hyäne
gab‘s das Fell und auch die Zähne
Das Fleisch, die Sehnen und die Knochen,
die nutzte man zum Jagen, Kochen

in dieser jungen Altsteinzeit -
das Land noch nicht vom Eis befreit -
da lebte man im großen Ganzen
sehr von den Tieren und den Pflanzen,

bearbeitete schon Holz und Stein,
selbst abends in des Feuers Schein
Mit dieser Spezies kam die Wende
mit der Geschicklichkeit der Hände


Die erste Kunst von Menschenhand,
die man in Siedlungsresten fand,
das war’n Figuren fein geschnitzt,
die aus der Seele Traum gestürzt:

die Frau, die Leben in sich trägt,
empfängt, gebiert, ernährt und hegt,
ganz gern in üppiger Gestalt -
wer so viel isst, bekommt‘s geballt

Noch gab’s die großen Mammutherden,
doch: wer zu viel hat, kriegt Beschwerden
verfettet, wird sich überheben
und bald nach Göttern flehend streben

Noch war er mit dem Geist der Tiere,
mit ihrer Kraft – und ich plädiere:
mit ihrer Schönheit, ihren Gaben
Schamanisch konnt‘ man bitten, fragen


Ein ‚homo sapiens‘ war’s noch nicht
Die Weisheit kommt erst spät ans Licht
Der ‚homo faciens‘ war gebor’n,
hat Kunst und Technik auserkor’n

Die ganze Erd‘ nennt er heut‘ sein,
nimmt jeden Raum bald für sich ein
Er wurd zum Krebsgeschwür der Welt,
wo nur s e i n Lebensrecht noch zählt,

s e i n Wohlstand und sein Fortgebären
Kein and’res Wesen kann ihm wehren
Nur er selbst kann sich besinnen
und mit der Kunst von vorn beginnen

Die erste Kunst von Menschenhand,
ist da noch etwas, was er fand?
Das Lassen und das Sich-begnügen,
die Liebe und den inn’ren Frieden



Video https://youtu.be/x_HiVcrbev8
... hier klicken um den ganzen Text anzuzeigen


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