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Gedichte über Ehrlichkeit - Seite 91


Der falsche Prophet

Ein düsterer saurer regen;

gesang der möwen von fern her murmelnd
ein tiefes wispern in den büschen des windes
verschwommener ruf des lichts über der stadt
der gesang des nachtigalls seufzt in wehmut

ein donnerknall und das aufscheuchen der krähen
ein vertrockneter olivenbaum ragt in die mittagsstunde
die drachen davids wie wellen der schreckensherrschaft
dornige zweige knistern im wind wie zerbrochene knochen

gesang und feuer in die dünen der stille schnatternd
und der wortkarge trockene boden ertrinkt in rotem wein
des nachtigalls gesang der ruf des muezzins verstummt
ich lausche besonnen dem geschrei der weissen tauben

einen langen satz spricht der falsche prophet der götter
er spricht oft im schlaf einen zauberspruch aus dem buch
ein gemisch aus eitrigem und fein zermahlenen knochen
sein atem steigt empor aus dem sinn und davon stürzend…

der fluss der verdammten schillerndes blutrotes wasser
frieden und krieg eins in einem ergibt zuweilen keinen sinn
aber so heuchlerisch sind die worte des falschen propheten
wie feuer- und wasser die zugleich ausgesprochen werden

jüngstens vertraute der dichter moses du sollst nicht töten
und schrieb die nachrichten nieder wahrhaftig wie epitaphe
wie die alten götter tyrannische selbstverliebte despoten
selbst manche gotteslästerer schweigen vor ihnen stumm

an jenem morgen, wehen demokratische winde
der himmel entrollt sich wieder und es regnet säure
sehe diese der wolken verbergen die freiheit in sich
der tyrann wäscht sich die hand und singt aus dem alten testament ein triumphgesang ..

…wahrend geruch und rauch von etwas verbranntem
das verkohlt aber noch schwelt über der landschaft schwebt-
-verliert sich stechende erinnerung und duft der des todes
und der falsche prophet wahrhaft so hinterlistig und genau berechnend steigt auf, ist scharf und vernichtend
123 und alles ist verwischt….


Der stille Poet
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Kirschen stehlen

Soll ich euch einmal erzählen,
nur aus der Erinnerung,
von dem großen Kirschen stehlen?
Schließlich waren wir auch mal jung.

Jährlich wenn die Bäume blühen,
die Bienen die Pollen schleifen,
dann die Monate ins Land ziehen,
bis man kann die Früchte greifen.


Nicht jeder hat einen Garten,
wo dann wächst die reife Frucht.
Mancher braucht nur zu warten,
dass der Zufall für ihn sucht.

Wir studierten in einer Stadt,
den Namen habe ich vergessen,
die viele Obstplantagen hat,
zum Mosten und zum Essen.

Als wir aus der Schule schauten,
gegenüber fast die Pflaumen blauten.
Und dahinter standen in Reih und Glied
Kirschbäume, was man selten sieht.

Ihre Zweige sich nach unten bogen,
weil jede Kirsche überreif sein müsste.
Schnell haben wir uns umgezogen,
um zu befriedigen unsere Gelüste.

Da keiner da war, der mit uns gewettert,
die Kirschen haben uns frech angelockt,
sind wir jeder auf einen Baum geklettert.
und haben In dessen Astgabel gehockt.

Mit vollen Händen haben wir gepflückt,
gespuckt, gekaut, geschluckt, geleckt,
denn jeder der Zweige war gut bestückt.
Doch leider hat man uns dabei entdeckt.

Am nächsten Tag in der Frühstückspause,
wir erzählten gerade von diesem Streich,
rief der Direktor uns in seine Klause,
wir wurden rot und stotterten bleich.

Wir wollten den Schaden finanzieren
und schätzten, was wir alle so verdrückt.
Doch das schien nicht zu interessieren,
sie wollten, dass jeder von uns pflückt.

Das konnte der Direktor nicht zulassen,
es gibt Arbeitsgesetze in unserem Land.
Und ratlos mit lieben und hassen
verlief dieser Mundraub im Sand.

Waren wir auch des Besitzers Plage,
sprach man doch in jedem Laden:
„Dort auf der großen Obstplantage
haben die Kirschen keine Maden.“

11.01.2019 © Wolf-Rüdiger Guthmann
Heute morgen wurde ich daran erinnert,
weil der Sohn eines dieser Kirschendiebe
heute Geburtstag hat und bestimmt darüber geredet wird. Und deshalb noch Herzlichen Glückwunsch!
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