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Gedichte Über Ehe - Seite 2


Als ich dich das erste Mal sah...

Ein Kompliment möchte ich dir schenken,
ich muss es tun - kann an sonst nichts denken,
irgendetwas an dir ist zauberhaft,
verleiht dir Anmut und Ausstrahlungskraft.

Es wird wohl dein charmantes Lächeln sein,
es haut mich um - steht dir ungemein,
auch deine galante Verhaltensweise,
ist so präsent, jedoch zart und leise.

Mit deiner Anmut öffnest du Herzen,
dein "Korb" beriete mir Seelenschmerzen,
doch dir mein Schwärmen nicht Preis zu geben,
würd' ich bereuen, mein ganzes Leben.

Man kann sich deinem Zauber entziehen,
allein durch schnelles Wegschauen, fliehen,
doch blickt man etwas zu lange - Ohnmacht!
Im Herzen werden Sehnsüchte entfacht.

Ich muß dir nun unbedingt gestehen,
ich hab' dich zu lange angesehen,
so bin ich deinem Zauber verfallen,
mein Herz schlägt ängstlich in des Sehnsuchts Krallen.

Wirst du mir erlauben mich zu wagen,
dich nach einem schönen Date zu fragen,
ein Abendessen könnte es ja sein,
erstes Kennenlernen bei Kerzenschein?!

Ich möchte mich mit dir nicht nur schmücken,
ich möchte mit dir morgens frühstücken,
möchte mit dir mein Leben verbringen,
erst mit Ehe-, dann mit Augenringen.

Doch wie sprech' ich dich an, mir fehlt der Mut,
wie mache ich es bloß richtig und gut?
Auf dem Eis bist du am Schlittschuhlaufen,
ich war zuvor Kräuterzucker kaufen.

Ich drehe um dich so meine Runden
und habe noch nicht den Mut gefunden,
dir meine Gefühle zu gestehen,
dann muss ich dich plötzlich fallen sehen.

Schnell möchte ich dir zu Hilfe eilen,
muss aber feststellen dass, zuweilen,
ein anderer dich auf die Beine stellt,
dem dein Zauber wohl auch sehr gut gefällt.

So redet ihr an der Eisbahnbande,
ich bin in der Mitte, ihr am Rande
und ich denke mir JETZT ODER NIEMALS
und schenk' dir Ricola für deinen Hals.

Mein Herz zerspringt vor Glück - kaum zu glauben,
du siehst mich an mit strahlenden Augen,
ich spüre es, auch du findest mich süß,
heute gibt's das Wort noch nicht - aber Çüş! (*)

Nach zwölf Jahren werden wir heiraten,
leben in einem Haus mit 'nem Garten,
nach weiteren zweiundzwanzig Jahren
und zweihundertzwanzig grauen Haaren,

haben wir zwei erwachsene Söhne,
wie soll's anders sein, besonders schöne
und wir haben auch immer noch uns zwei
und es ist auch noch lange nicht vorbei...

Bin noch verliebt über beide Ohren,
du hast an Zauberkraft nichts verloren,
du bist meine Zauberfee gewesen,
reitest auch heut' keinen Hexenbesen.
;o)

***

(*) Çüş - Jugendwort/Slang

„Çüş“ stammt aus der türkischen Sprache.
Es wird wie „tschüsch“ ausgesprochen.
Verbreitet hat es sich vor allem durch das Feature von Fler und Muhabbet „Çüş Junge“ – und wurde zum Slang.
Deutsche Synonyme sind „krass“, „heftig“, „boah“.



Thomas
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Der Mann, der nie wieder zurückkehrte

Gudo war ein Meister seiner Zeit
und zog umher im Bettelkleid
Des abends fand er einen Ort,
ein Bauernhaus und blieb auch dort

Durchnässt und furchtbar müde zwar,
nahm ihn die Frau doch wie er war
Er durfte bleiben eine Nacht
Zuerst hielt er am Schrein die Wacht

Er rezitierte ganz allein,
die Kinder sahen scheu herein
Er spürte in dem Haus das Leid,
viel Schmerz und Kummer, Einsamkeit

'Was ist geschehen?' fragte er,
'was macht es euch so furchtbar schwer?'
Die Mutter sprach: 'Es ist mein Mann,
der etwas nicht mehr lassen kann

Er spielt, ist trunken noch dazu,
kommt spät nach Hause, völlig zu'
'Ich will dir helfen', sagt der Mann
'so mach doch noch den kleinen Gang

und kaufe Fisch und guten Wein
Das Übrige lass meine Sorge sein!'
Die Frau, sie ging, er blieb im Haus,
saß still mit Würde überaus

Der Gatte kam zu später Stund'
mit einer Fahne vor dem Mund
Er brüllte: 'Frau, ich habe Durst,
und dass du mir nicht wieder murrst!'

Der Meister aber kam zu ihm:
'Sie gab mir Obdach, legte sich hin
Als Dank hab ich euch Fisch und Wein
So tut euch gütlich, schenkt euch ein!'

Der aß und trank, war ganz entzückt
und schlief und schnarchte wie verrückt
Doch saß bei ihm die ganze Nacht
der Meister und hielt still die Wacht

Am Morgen stand der Mann dann auf
Er wusste nichts mehr, fragte drauf,
wer e r denn sei und was da war -
Der sagte es ihm ruhig und klar

Der Mann, der schämte sich so sehr
Es war ihm eine schlimme Lehr',
dass dieser Mann ihn so geseh'n
und bei ihm blieb nach dem Gescheh'n

'Das Leben geht sehr schnell vorbei
wenn Ihr nichts pflegt als Spielerei,
dann könnt Ihr nichts mehr And'res tun
und Eure Frau wird nie mehr ruh'n'

Die Worte war'n verklungen kaum,
er wachte auf wie aus dem Traum!
'Lasst mich Euch dienen eine Zeit,
lasst mich das lernen, wie Ihr seid!

Er folgte ihm, trug seine Last,
das kleine Bündel ohne Hast
Er folgte ihm, erst Stück für Stück,
dann kehrte er nie mehr zurück ...


Nach einer Geschichte des japanisches Zen-Meisters Gudo
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