Gedichte über Diagnosen - Seite 30

Roter Teppich


Ausgerollt durch Einfachkräfte,
dienst du als Basis, aber nicht für die,
die dich entrollten.
Es beschreiten dich solche, die als besonders gelten.
Wechselhaft ist deine Klientel,
auch 180 Grad sind dir genehm.
Kein Gedächtnis brauchst du,
nur Fusselfreiheit.
Schaust Mainstream-Ikonen unter den Rock,
spürst Ledersohlen, leidest unter Stöckeln.
Doch Indifferenz ist dein Metier;
läßt dich belatschen.
Bist lang oder kurz,
hast du auch Breite?
Wer hat dich geschaffen,
warum bist du rot?
Dein Designer scheint dir
als Trost
die Scham spendiert zu haben.


Heinrich Baumgarten

Die Eisscholle I

Wer hat mich bloß auf Scholle des Lebens Gesetzt ?
Es war der Zufall des Lebens wie so oft
Auf der Nachbarscholle war einst die Familie
Und in der Nähe viele Andere in meinem Leben

Ich habe Keinen davon ausgewählt
Es war immer nur der Zufall in meinen Leben
Hab später viele Andere auf einer Scholle gesehen
Mal immer wieder in der Zeit
Mal ein einzig Mal

Kam dann eine Scholle vorbei mit einem Menschen
So wie ich allein selber durch das Leben trieb
Glaubte ich ich wär nicht mehr allein
Würde durch Leben treiben jetzt zu zweit

Doch immer wieder wurden man getrennt durchs Leben
Das Leben meint es eben nicht gut mit vielen Menschen
Auch sieht es im Ganzen Leben aus bei anderen Themen
Es wird fast immer nur behauptet man treibt zusammen

Ein Jeder lebt auf seiner Scholle oft sehr allein

EnTR 07.11.2022