Gedichte über den Tag - Seite 334

Der Tag: Ich habe zwei Liter an Tee
getrunken. Einige Artikel im Internet
gelesen. Ein paar Pornos gesehen. Mich
über Sachen aufgeregt. Mit einigen
Freunden telefoniert. Und Rechnungen mit
der Post bekommen. Mich über Nachrichten
im Radio geärgert. Ein nettes Gespräch
mit Nachbarn geführt. Und ein Brot gebacken.
Und ich denke so über das alles nach.
So über das Leben. Und wenn es perfekt
ist. Über die Sonne die am Morgen aufgeht.
Und dann nur Licht ist. Und am Abend einfach
verschwindet. Still und voller Frieden.

Der Tag: Ich habe von Verbrechern gelesen.
Ich habe Bilder von Hungernden gesehen. Ich
habe Musik gehört. Ich habe Wäsche gewaschen.
Ein paar alte Sachen weg geschmissen. So
überlegt was ich brauche. An neuer Bettwäsche.
Und Kleidern. Und Geschirr. Und so überhaupt.
Und ich habe so Nachgedacht. Über das was ist.
Und über das was fehlt. Und über das Leben
wenn es Perfekt ist. Wenn alle Gedanken stimmen.
Mit Freunden. Mit Liebe. Und wenn ein Tag am
Morgen beginnt und Schön ist. Und wenn er am
Abend endet und Schön ist.

Der Tag und das Leben. Und die Menschen.
Und die Filme. Und die Zeitungen. Und die
Hoffnungen. Und die Ängste. Und die Erwartungen.
Und die Enttäuschungen. Und die Fehler. Und
das Vollkommene. Und die Wahrheit. Und die Lüge.
Das Leben und was es alles ist. Was so alles
an einem Tag beginnt. Und was alles an einem
Tag endet. Und wenn alles stimmt. Wenn das
Leben perfekt ist. Wenn ein Tag am Morgen mit
Liebe beginnt. Und wenn er am Abend mit Liebe
endet. Und wenn die Träume dann wahr sind. Und
sich Kreise schließen.

Heute habe ich den Teil von einem Wort
gefunden. Es muss Liebe gewesen sein. Also
bin ich durch die Straßen gefahren. Mit
Ideen! Mit Fragen! Und habe den Rest
gesucht. Ich dachte mir: „Vielleicht ist es
eine Blume! Vielleicht ist es ein Baum!
Vielleicht ist es ein Lächeln!"

Heute habe ich den Teil von einem Bild
gefunden. Es muss ein Clown gewesen sein.
Also bin ich durch die Straßen gefahren.
Und habe den Rest gesucht. Ich dachte mir:
„Vielleicht ist es ein spielendes Kind!
Vielleicht ist es ein Kuss! Vielleicht ist es
ein sonniger Platz!"

Heute habe ich den Teil von einem Plan
gefunden. Es muss das Paradies gewesen
sein. Also bin ich durch die Straßen gefahren.
Und habe den Rest gesucht. Ich dachte mir:
„Vielleicht ist es eine Umarmung! Vielleicht
ist es ein freundlicher Mensch! Vielleicht
ist es Jemand der reden will!

Heute war so ein Tag. Ich bin durch die
Straßen gefahren. Und habe mir das Leben
angesehen. Menschen die Lachen. Parks
voller Blumen. Den Himmel und die Sonne.
Und ich dachte mir so: „Ich und mein
Rollstuhl!“ Und was auch immer fehlt.
Es lässt sich jeden Tag neu finden.

Klaus Lutz