Gedichte über den Tag - Seite 231

Ich möchte keine Hundert werden
die Zeit wär mir zu lang auf Erden,
noch aufrecht steh´n,
wenn ich muss geh´n.

Bin schon ein Pflegefall
noch helfen mir all
auch wenn ich fall´hin,
lieben sie mich so wie ich bin.

Doch was würde sein,
Gott gäbe mir noch 32 Jahre,
alle lägen schon auf der Bahre,
ich blieb allein mit großer Pein.

Hilflos dahin siechen
auf allen Vieren kriechen,
nach vollen Windeln riechen
liegen in einem Heim,
da sage ich nein.

Lieber aus einem Becher trinken
der mich erlöst,
das ist mein Wille,
seid mir nicht bös.

Da hast du nun dein Abitur!
Und fragst dich jetzt: Wozu das bloss?
Du bist so klug, wie die Natur;
Und trotz der Klugheit arbeitslos.

Dein Geld, das steckt in dem Papier,
Was sich nennt: Bewerbungsmappen.
Dich plagen pure Zweifel schier.
Siehst dich nur in Fallen tappen.

Man gibt dir Jobs. O welch ein Schreck!
Vielfach unter deiner Würde.
Ja war das ABI denn nur Dreck?
Oder nicht gebrauchte Hürde?

Die andern steigen auf im Schlaf;
Und reisen um die Globuswelt.
Du fühlst dich, wie das schwarze Schaf;
Auf das natürlich niemand zählt.

Nun hilfst du in der Wirtschaft aus;
Und ertränkst dein Blut im Bier.
Du wolltest doch so hoch hinaus;
Und sitzt nun, auf der Strasse hier.

Es gibt so Menschen, könnt ich schwören,
die wollen nur sich selber hören.
Sie fallen dir sofort ins Wort
und spinnen ihren Sermon fort,
als hättest du gar nichts gesagt,
geschweige denn, sogar gefragt.

Sie reden ohne Komma, Punkt,
(du hättest gerne SOS gefunkt!),
und quasseln wie ein Grammophon
in stereotypem Leierton
von ihrem Täglich- Einerlei
und wie so ihr Befinden sei.

Du kannst sie auch nicht unterbrechen,
weil pausenlos sie sprechen,
denn das ist ihre Tücke,
sie lassen keine Lücke,
um in das Dauerquaken
nur schnell mal einzuhaken.

Sie reden, reden, reden
wohl über Gott und Jeden.
Am Ende fühlst du dich erschlagen
und lustlos, irgendwas zu sagen.