Gedichte Über Denken - Seite 148

Chaos wurde im 16. Jahrhundert
mit Kluft und Spalt bezeichnet
wo ist bei uns die Kluft
der tief reichende scharfe Gegensatz
führt er uns zur Spaltung
dieser hochgelobten Gesellschaft
...ist deutsches Chaos
wirklich erstrebenswertes Leben

deutsche Grundordnung
kennt die halbe Welt
meistens zwangsweise
...durch Richterroben
brutalen Rassismus
Diskriminierung
von Menschen aus der DDR
Besetzungen
verbrannte Erde
und Völkermord

gesunder Menschenverstand
ein positives Chaos
bedeutet Vielfalt
wer braucht Leitkultur und
Regeln die nichts taugen

Chaos des Krieges
völliges Durcheinander, Saustall
(laut Wikipedia)
Chaoten sind Krawallmacher
es fällt wohl noch schwer
die Typen zu erkennen
vielleicht fehlen
Brücken für den Frieden

...brauchen wir Gebote
die eh keiner beachtet
muss kritisch beäugt werden

in Gesellschaften, die in
friedlicher Koexistenz leben
fragt man
Cui bono
wem nützt das

Ernestine Freifrau von Mollwitz

mageba

Wegdenken

Als sie am Morgen nicht so gut drauf,
Er jedoch immer noch quietschfidel,
Fragte er sie schon nach dem Tageslauf
Und machte aus seinem Glück kein Hehl.

Da spürte er auf doch ein wenig Neid
Bei ihr, wo die Partnerantwort wohnt:
„Du hast für Dich immer so viel Zeit,
Weil Dich Dein Wegdenken halt verschont!“

Verwirrt und ergriffen fragt er nun nach,
Was sie denn damit ihm gegenüber meine.
Manchmal spürt er schon ihre Ungemach
Und meint, dass sie vielleicht innerlich weine.

„Alles gut! Das sagst Du doch immer
Und dann hast Du natürlich keinen Kummer.
Wenn's bei mir im Gemüt etwas schlimmer,
Bist Du längst in nachtseligem Schlummer.

Deshalb muss ich Dich sehr bewundern,
Wie Du Probleme so leicht wegdenken kannst,
Spaß haben an der Welt und allem Muntern
Und Deine Wortwahl immer so witzig planst!“

„Ach, Liebste, das ist halt mein Naturell:
Ich bin stolz auf Dich, werde sonnig bewegt,
Bring' Dich zum Lachauge ja recht schnell,
Habe dabei meine Schwermut abgelegt.“


©Hans Hartmut Karg
2022

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Des Dichters Erwartung

Nicht will ich wie von Platen enden,
Nicht im Streit mit Heine leben,
Denn jeder Streit reißt tiefe Wunden.
Lieber will ich mich an Leser wenden,
Die sich dem neidlosen Worte ergeben,
Nicht Ursache für Ärger, Schrunden.

Mein Dichterherz warnt und bestaunt
Doch alles, was in der Lebenswelt
Sich heimisch, heimatlich kann fühlen,
Will nichts erdilden, was grummelnd raunt,
Unterschwellig auf Kampfmodus eingestellt,
Um die Lust der Freundlichkeit zu kühlen.

Selig die Worte fassen, Worte finden,
Das bleibt meinem Geiste tätiges Werk,
Um auch die Herrlichkeiten zu preisen,
Wandernd und unter den hohen Linden
Zu steigen auf Menschheits Hoffnungsberg,
Selbst dort, wo Sinne manchmal entgleisen.


©Hans Hartmut Karg
2022

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